6 Dinge — Bist Du bereit fürs Kinderhospiz (Teil 1)

Fam­i­lien, die ins Kinder­hos­piz fahren, die laufen echt am Lim­it, da geht gar nichts, nichts mehr Zuhause. Ver­mut­lich sind es die let­zten Leben­stage…

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Fam­i­lien, die ins Kinder­hos­piz fahren, die laufen echt am Lim­it, da geht gar nichts, nichts mehr Zuhause. Ver­mut­lich sind es die let­zten Leben­stage vom Kind.

Stopp! 

Wenn wir uns als Fam­i­lie auf­machen ins sta­tionäre Kinder­hos­piz, dann sind wir zwar anges­pan­nt, fühlen uns kraft­los. Die tägliche Pflege zu Hause zeich­net unsere Wach­heit zur Müdigkeit. Wenn es blöd läuft, dann geben wir weniger auf den anderen oder auf uns selb­st acht.

Doch sind es nicht die let­zten Leben­stage vom Kind1.

Wir sind zur Ent­las­tung im Kinder­hos­piz und wenn es gut läuft, fahren wir mit guter Wach­heit, einem Lächeln und einem Plus Acht­samkeit gegenüber uns und anderen wieder nach Hause.

Doch was braucht es, damit ein Aufen­thalt im Kinder­hos­piz klappt?  

Sechs Dinge, für die Du unbe­d­ingt bere­it sein soll­test, um auf den Aufen­thalt gut vor­bere­it­et zu sein.

1. Bist Du bere­it für die Ent­las­tung im Kinder­hos­piz

Um die „Prophezeiung“ eines Pflegeent­las­tungs-Aufen­thalt zu erfüllen, ist deine Erwartung an Dir selb­st wichtig: 

Sei bere­it die Last der Pflege dem Kinder­hos­piz abzugeben. Sei bere­it Anspan­nung in Dir loszu­lassen. 

Das klingt ein­fach und doch ist es dies nicht. Zumeist brauchen viele Men­schen, um sich von den ganzen Bal­last des Pflegeall­t­ags zu befreien, erst­mal einen Zugang zu sich selb­st.

 Und hier beißt sich die Katze in den Schwanz, wenn ich es als Bild set­ze. Die Last, der gesamte Bal­last in unserem Leben, ist wie ein schw­er­er, trau­riger und dun­kler Baum, der seine lan­gen Wurzeln durch all unser Erleben gezo­gen hat.

 Auch durch unsere Selb­st­wahrnehmung und den Zugang zu uns selb­st. 

Die Wurzeln block­ieren uns wie Schranken in unserem Weg zu uns selb­st. Doch es gilt: Sei bere­it für die Ent­las­tung. Dann ziehen sich die Wurzeln zurück und je mehr Du etwas für Dich gestal­test, Du Dich in den Arm nimmst, je mehr verküm­mert der Baum. 

Öff­nung zur Ent­las­tung

2. Bist Du bere­it, dich im Kinder­hos­piz zu öff­nen

Eine Reise ins Kinder­hos­piz set­zt voraus, dass Du bere­it bist andere, neue oder fremde Men­schen zu tre­f­fen. Fremde Men­schen, die Dir dort in dem All­t­ag helfen wollen, die Dein erkrank­tes Kind pfle­gen wollen.

Damit diese Men­schen, seien es die Pflege­fachkräfte, die Sozialar­beit oder die Hauswirtschaft, best­möglich für dich und deine Fam­i­lie sor­gen kön­nen, braucht es Deine Offen­heit ihnen gegenüber. 

Sei somit offen für neue Erfahrun­gen. Sei offen dafür, dass Pflege­fachkräfte wis­sen wollen, wie Du Dein Kind ver­sorgst. Sei offen dafür, dass andere Eltern vor Ort Euren Lebensweg ken­nen­ler­nen wollen. 

Ich weiß, hier kann ein Hemm­nis, eine Schwere liegen, die Fen­ster und Türen deines Selb­st gegenüber anderen zu öff­nen, sie hineinzu­bit­ten. Denn dafür braucht es wiederum einen guten Zugang zu dir selb­st. 

Doch pro­biere es, denn nur so kön­nen die schw­eren, tiefen Wurzeln des dun­klen Baumes, der deine Lebenslast erschw­ert, zurück­ge­hen. So kannst du wieder einen Schritt nach vorne gehen, um dich wohler zu fühlen und neue Kraft zu schöpfen. 

3. Bist Du bere­it, die Leere zu ertra­gen

Mit­ten im Aufen­thalt im Kinder­hos­piz kann es passieren, dass Du plöt­zlich Langeweile hast oder Dich leer und erschöpft fühlst. Dies ist nicht nur mir so ergan­gen, son­dern auch anderen, mit denen ich darüber sprach.

Ich nehme es als ein Mark­er, Du kannst auch Symp­tom sagen, für den Start der Ent­las­tung. Den Begriff Ent­las­tung selb­st kann ich, wie auch andere, nicht fühlen. Er ist abstrakt und er beschreibt etwas „Großes“ mit vie­len Eigen­schaften. 

Wie fühlt sich Ent­las­tung an, wäre die Frage. Es sind damit viele Gefüh­le ver­bun­den, wie frei sein, leer oder auch alles, was sich ver­steckt unter: Ich bin erschöpft. 

Die Last der täglichen Pflege Zuhause spüren viele pfle­gende Eltern oder Ange­hörige nicht ein­deutig, wenn sie mit­ten drin sind. So auch meine Erfahrung. 

Aus mein­er Sicht wirken hier noch andere Dinge auf einem ein wie Pflicht­ge­fühl, Ver­ant­wor­tung oder Erwartun­gen der Gesellschaft, der Wun­sch geliebt zu wer­den. 

Schwierig ist dies, wenn sich zu dieser Last noch Über­forderung mit „dieser“ Pflege gesellt, die Gewalt in der Pflege „erzeu­gen“ kann. 

Es ist eine logis­che Kon­se­quenz, dass pfle­gende Ange­hörige wie auch Eltern erkrank­ter Kinder psy­chis­che oder psy­cho­so­ma­tis­che Prob­leme entwick­eln kön­nen. 

Wenn wir zu Hause durch die tägliche Pflege ständig unseren „inneren“ Motor auf Höch­stleis­tung touren und wir plöt­zlich im Kinder­hos­piz diesen Motor auf Leer­lauf stellen, dann packt uns diese Leere. 

Wir müssen plöt­zlich nichts mehr schlep­pen. 

Dann erleben wir, wie aus­ge­bran­nt der Motor ist, weil wir gar nichts mehr schaf­fen. Viele erleben dann ein erhöht­es Schlaf­bedürf­nis. Vielle­icht um den Motor zu pfle­gen, neu zu schmieren.

Es ist nichts anderes. 

Kommt diese Leere, dann trage sie als ein Geschenk, was dir zeigt: Aber hal­lo, es ist höch­ste Zeit mal ein paar Gänge runter zu schal­ten. 

Fußnote:
1. Auch wenn wir es nie wis­sen, denn laut der Erkrankung kann eine spon­tane Krise schnell tödlich enden