Wenn Du sehen willst, wie eine Familie auf die Knie zusammenbrechen kann, dann sage ihnen den geplanten Aufenthalt im Kinderhospiz ab. Viele Familien…
Wenn Du sehen willst, wie eine Familie auf die Knie zusammenbrechen kann, dann sage ihnen den geplanten Aufenthalt im Kinderhospiz ab.
Viele Familien oder alleinerziehende Eltern, die Jahr für Jahr ins Kinderhospiz zum Entlastungsaufenthalt fahren, kennen es vermutlich, ob selbst erlebt oder im Kreis der Kinderhospiz-Familien gehört: Der geplante Aufenthalt wird vom stationären Haus akut gekürzt oder abgesagt.
Gründe der Absage des Kinderhospizes
Es ist wie beim Intensivpflegedienst: Der Aufenthalt wird gekürzt oder abgesagt, da entweder akut nicht genügend Pflegekräfte für die erkrankten Kinder arbeiten können wegen einer Krankheitswelle beim Personal oder es gibt mehrere Schwangerschaften oder alles zusammen.
Ein anderer Grund ist der „angekommene“ Pflegenotstand im Kinderhospiz, der sich akut verschärfen kann, wodurch das Haus eventuell die Belegung neu planen muss.
Hierzu gilt: In vielen Häusern wird das Ziel gelebt, die Kinder mit einem engen Personalschlüssel zu betreuen. Kinder mit hohem Pflegebedarf zumeist in der 1:1‑Pflege (eine Fachkraft auf einen Patienten).
Wie wird abgesagt
Bei uns klingelte vorgestern, eine Woche vor der Reise ins Kinderhospiz, das Telefon. Unsere Vereinbarung über den Aufenthalt wurde storniert.
Wie breche ich bei dieser Nachricht nicht zusammen?
Die Last der letzten Wochen mit Lungenentzündung, Schmerzkrisen bei unserer erkrankten Tochter und dem Ärger mit dem Windellieferanten, die Frühjahrs-Infekte. Es zehrt an mir.
Kein Kinderhospizaufenthalt bedeutet auch, wie „überleben“ wir die kommenden zwei Wochen, wenn wir dann selbst täglich, 24 Stunden, die intensive Schwerstpflege erbringen müssen?
Die Pflegefachkräfte, die sonst bei uns tätig sind, sind zu dieser Zeit ausgeplant.
Einige von ihnen nehmen Urlaub.
Was wird gebraucht
Vor unserer nächsten Reise ins Kinderhospiz werden wir, bevor der Dienstplan unseres Pflegeteams geschrieben wird, erstmal anfragen, ob wir auch wirklich anreisen können.
Gibt es kein eindeutiges Ja, dann muss entschieden werden, ob wir fahren wollen oder nicht.
Ob wir das Risiko eingehen, wieder die Pflegefachkräfte der Intensivpflege für zuhause zu der Zeit bei uns auszuplanen.
Was bedeutet: Wird uns der Aufenthalt kurz vorher erneut abgesagt, dann stehen wir wieder ohne Hilfen für die häusliche Pflege da in dieser, eigentlich, Zeit der Entlastung und Stabilisierung.
Was wäre schön
Durch diese Absage beschweren sich nicht nur uns die jetzigen Tage, sondern auch die des Geschwisterkindes von unserem erkranktem Kind.
Was ist mit ihren Ferien? Was passiert mit ihr, wenn wir mit der Pflege in den Ferien überlastet sind?
Ein Traum wäre es, wenn es einen Plan geben würde von den Häusern, dass eventuell die Geschwisterkinder ab einem passenden Alter trotzdem anreisen dürfen.
Zumindest die Option wäre toll, auch wenn es nicht umsetzbar ist wegen der Entfernung.
Auch andere Optionen wären hilfreich, zum Beispiel, es ist zwar kein „regulärerer“ Aufenthalt möglich, aber die Nächte können vom Kinderhospiz geleistet werden, den Tag übernehmen wir. Wir wären darüber äußerst dankbar.
Oder anders, ob es für diese Absage eine Art Ausgleich, ein anderes Angebot gibt.
Macht Machtlosigkeit
Eine glatte Absage ohne eine Alternative oder eines Ausgleichs zeigt uns Eltern wieder nur die eigene Machtlosigkeit auf gegenüber den Dienstleistern, den Ämtern, der Behinderung, der Erkrankung des Kindes.
Diese Machtlosigkeit erleben viele Eltern auch beim Intensivpflegedienst, wenn dort die Dienste ausfallen wegen krank.
Wir erleben sie gegenüber der Krankenkasse oder Ämtern oder Kliniken. Sie ist im Alltag fest eingewebt.
Wenn uns Alternativen zum Ausgleich angeboten werden, dann können wir zumindest hier wieder, ein bisschen, „Frau / Herr unserer Lebenssituation“ werden, auch wenn wir das vorgeschlagene Angebot nicht annehmen können oder wollen.
Wir hätten zumindest eine Wahlmöglichkeit.
Was denkst Du? Wurde auch dein Aufenthalt gekürzt oder abgesagt? Was hat dir geholfen, um damit einen guten Weg zu finden?
Am 26. März war der Purple Day — wie jedes Jahr, ein Aktionstag zur Erkrankung Epilepsie. Es ist ein starkes Thema und viele…
Am 26. März war der Purple Day — wie jedes Jahr, ein Aktionstag zur Erkrankung Epilepsie. Es ist ein starkes Thema und viele die mich kennen, wissen, es ist ein Thema, was mir sehr nah ist. Meine Tochter hat Epilepsie.
Vielen Menschen bereitet Epilepsie Angst, wobei ein guter Teil der epileptischen Erkrankungen gut bis erfolgreich zu behandeln sind, was bedeutet: Die Anfälle gehen in ihrer Häufigkeit zurück und treten selten auf. Die / der Erkrankte gilt dann als anfallsfei, wenn sie oder er eine gute, lange Zeit ohne Anfälle war. Bei einigen schwer erkrankten Kindern der “Kinderhospiz-Familien” ist dies anders.
Um bei Epilepsie von Heilung zu sprechen — dies ist schwieriger. Voraussetzung ist eine bleibende Anfallsfreiheit, die ohne weiteren Therapien wie Medikamente besteht. Bei einigen Epilepsieformen in der Kindheit gibt es dies, da sich in der Kindheit das Gehirn durch das Wachstum verändert. Diese Kinder wachsen, sozusagen, aus der Epilepsie heraus.
Epilepsie im Kinderhospiz
Doch was hat Epilepsie mit dem Kinderhospiz zu schaffen? Viel, wenn nicht sogar sehr viel, denn viele Kinder, die lebensbegrenzt oder lebensbedrohlich erkrankt sind, erleben auch neurologische Probleme. Zum Beispiel bei:
Erkrankungen mit Gehirnfehlbildungen,
abbauende Erkrankungen, wo auch das Gehirn und das Nervensysteme leidet, weil zum Beispiel viel Substanz der Nerven zerstört wird;
Erkrankungen, die Schlaganfälle im Kindes- und Jugendalter verursachen,
Unfälle oder Geburtstrauma mit Schädigung des Gehirns,
notwendige, aggressive Therapien, die Epilepsie als Nebenwirkung haben können.
Dies bedeutet, viele Kinder und Jugendliche, die in einem Kinerhospiz zu Gast sind oder von einem ambulanten Kinderhospizdienst begleitet werden, sind an Epilepsie erkrankt. Manch eine Form ist mit Medikamenten gut zu behandeln, andere Kinder / Jugendliche erleben trotz vieler Medikamente häufig und regelmäßig kleine wie große Anfälle.
Alltag mit Epilepsie
Der Alltag der Familien mit den erkrankten Kindern kann sich recht unterschiedlich zeigen, darum nur ein kleiner Einblick: Der Alltag in den Familien mit lebenslimitierend erkrankten Kind ist erstmal davon bestimmt, was hat das Kind für weitere Probleme neben der Epilepsie, zum Beispiel, es ist auf einen Rollstuhl angewiesen.
Da Anfälle auch spontan und plötzlich auftreten, ohne dass es das Kind vorher erkennt oder es versteht die Vorboten nicht, kann es einen Sturzhelm tragen. Dies schützt den Kopf, wenn es bei einem Anfall umfällt.
Was viele Familien gemeinsam haben, ist die strikte, nach einem festen Zeitplan, Gabe der Medikamente gegen die Epilepsie. Denn wenn der Medikamentenspiegel sich im Blut minimal verändert, könnten Anfälle provoziert werden.
Eltern von Kindern mit therapieresistenter Epilepsie, die ich kennen lernte, entwickelten eine Art Gelassenheit zu den täglichen Anfällen (therapieresistent ist eine Epilepsie, wenn keine ärztliche Maßnahme zur Freiheit von Anfällen geführt hat). Sie erkennen aber schnell, wenn sich ein „blöder“ oder schwieriger Anfall zeigt.
Da bei regelmäßigen bis hin zu täglichen Anfällen die Eltern das Kind nicht 24-Stunden jeden Tag im Blick haben können, wäre zu prüfen, ob die Familien zur speziellen Krankenbeobachtung einen Intensivpflegedienst für Zuhause bekommen könnten. Auch kann ein Monitor wie ein Pulsoxy hilfreich sein. Dieser misst ständig die Sauerstoffsättigung im Blut und den Herzpuls. Verändern sich diese Parameter zum bedrohlichen, alarmiert der Monitor und die Eltern können nach dem Kind schauen, ob es nicht gerade epileptisch krampft.
Epilepsie selbst lebensbedrohlich
Ein epileptischer Anfall selbst bereitet also vielen Menschen Angst, denn zum einen ist es schwierig eine Person anzuschauen, die gerade einen großen Anfall erleidet und sich dabei sogar selbst verletzt hat. Zum anderen ist es die eigene Hilf- und Machtlosigkeit, die ich selbst kenne, wenn ein Kind über mehrere Minuten oder länger krampft.
Zuerst gilt es, den Anfall auszuhalten, denn bei einigen Kindern, die regelmäßig krampfen, wird erst nach einer Zeit, zum Beispiel zehn Minuten, ein Medikament gegeben. Für die Pflegekräfte oder den Eltern können schon wenige Minuten dabei sehr lang vorkommen. Und sie können nichts weiter machen, als dann das Medikament geben und hoffen es wirkt. Je nach Notfallplan wird nach einiger weiterer Zeit, wenn das Medikament nicht wirkt, der Notarzt dazu gerufen. Dies mit der Hoffnung, eine intensivere Therapie, eventuell in der Klinik, könnte den Krampfanfall unterbrechen.
Doch was macht die Epilepsie lebensbedrohlich?
Während des Anfalls kann es zu einer sehr flachen Atmung kommen, sodass der Sauerstoffgehalt im Blut fällt und hört der Anfall nicht auf, Sauerstoffmangel im Gehirn entstehen könnte.
Ein anderes Thema ist, dass der Anfall nicht mehr aufhört, jegliche Therapie versagt und es zu einem Tod im Anfall durch Herz-Atemstillstand kommt, was selten sei.
Ein anderes Problem bei Anfällen kann das Ersticken bei einem Krampfanfall sein, zum Beispiel im Bett, wenn das Kind auf dem Bauch liegt — dadurch kann ein Pulsoxy helfen, eine Lebensbedrohung schnell zu erkennen.
Oder der Anfall tritt beim Essen auf, wenn die/der Erkrankte sich verschluckt und damit zu ersticken droht.
Da bei großen epileptischen Anfällen der Schluck- und Hustenreflex versagen kann, kann als Folge von diesem eine Lungenentzündung entstehen. Sekret oder anderes Material konnten beim Anfall in die Luftröhre geraten. Die Lungenentzündung selbst könnte dann lebensbedrohlich werden, wenn zum Beispiel das Kind viele Pneumonien schon durchlebt hat und dadurch die Lunge geschädigt ist.
Therapieresistente Epilepsie — ein Leben mit
Die oben beschrieben Szenarien können sehr erschreckend sein und zum Glück sind sie nicht die Regel. Es ist ein Teil der Angst im Kopf, womit einige Kinderhospiz-Familien jeden Tag leben, kämpfen und was ihnen Kraft raubt. Die Epilepsie kann einen tollen, stabilen Tag schnell umkippen in eine lebensbedrohliche, instabile Situation.
Die Eltern haben hier emotional und auch kognitiv viel zu leisten. Da finde ich es schwierig, wenn dann den Eltern wegen der Epilepsie der Kindergartenplatz verwehrt wird, sie bei täglichen Anfällen keinen Pflegedienst genehmigt bekommen oder die Mediziner keinen Pulsoxy verordnen. Ja, es gilt, jeder einzelne Fall muss gesondert angeschaut werden, aber was spricht dagegen, den Familien zu helfen, damit die Familie, die Mutter oder der Vater an der Lebenssituation nicht zerbricht?
Doch was kannst Du leisten? Du bist ehrenamtlich oder als Professionelle/r bei einer „Kinderhospiz-Familie“ tätig. Wenn die Familie zum Beispiel noch nie in einem Kinderhospiz waren, vielleicht gelingt es Dir einen Input zu setzen, damit sie eines Tages doch dorthin fahren, um sich vom Alltag zu entlasten und zu stabilisieren.
Du arbeitest eventuell im Kinderhospiz und versorgst Familien, die zum Beispiel Zuhause kein Pflegedienst mit Intensivpflege haben, es aber im ersten Blick angebracht sei. Vielleicht lässt sich der Bedarf mit der Sozialarbeit des Hauses prüfen. Manchmal wollen Eltern auch kein Pflegedienst, weil eventuell die Wohnung klein ist oder sie ihre Privatsphäre höher setzen als diese tägliche Anstrengung der intensiven Beobachtung und Pflege. Dies gilt es zu akzeptieren und vielleicht klappt hier mit der Familie gut in Kontakt zu bleiben, um dann Hilfen zu generieren, wenn der Bedarf sich ändert.
Hast Du Anregungen, Fragen oder Erfahrungen? Was denkst Du? Schreib einen Kommentar oder uns direkt über das Kontaktformular an.
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