Eine Sache beim Streit im Kinderhospiz

Nicht die gle­iche Mei­n­ung mit mein­er Part­ner­in zu teilen, da kann plöt­zlich einen Pflege­fehler den näch­sten jagen.  Kennst Du es auch? Dein Kind…

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Nicht die gle­iche Mei­n­ung mit mein­er Part­ner­in zu teilen, da kann plöt­zlich einen Pflege­fehler den näch­sten jagen. 

Kennst Du es auch? Dein Kind hat eine schwere Krise, Ihr als Eltern­paar fahrt es in die Klinik und der Arzt kommt, fragt Euch aus und Ihr redet bei­de darauf los. Ihr wider­sprecht Euch, meint, diese oder jene sei gemacht wor­den.

Der Arzt will es genauer wis­sen, doch ihr seit mit­ten drin. Du meinst, gegen Fieber hil­ft immer Parac­eta­mol, dein/e Part­ner­In sagt, es sei das Ibupro­fen, was immer …

Stopp!

Es ist wichtig und es gut, wenn Ihr bei­de, Mut­ter und Vater, nah an der Behand­lung und Pflege Eures schw­er erkrank­ten Kindes dran seit und zusam­men darüber entschei­det. 

Eltern tragen eine Meinung im Kinderhospiz

Doch meine Erfahrung erzählt mir auch, sei es im Kinder­hos­piz oder beim ambu­lanten Inten­sivpflege­di­enst: Wenn jedes Eltern­teil etwas anderes über die Pflege des Kindes den Pflege­fachkräften erzählt, ver­wirrt es diese nur.

Die Pflege­fachkräfte wis­sen nicht, was ist richtig, was ist falsch. Wie soll das Kind richtig, im Sinne der Eltern, gepflegt wer­den.

Einige Pflegekräfte spiegeln die fehlende Ein­heit der Eltern wider: „Ihr Mann hat dies mir aber so erk­lärt. Bitte besprechen Sie es zuerst mit ihm. Wenn Sie dann einig sind …“

Aber nicht alle Pflegekräfte sind so taff.

Her­aus­fordernd wird eine fehlende Einigkeit der Eltern beson­ders im Not­fallplan — also dem Plan, welch­er benen­nt, wie ein Not­fall aussieht (Beschrei­bung) und wie gehan­delt wer­den soll. 

Seit ihr hier als Eltern uneins — dies verun­sichert die Pflege­fachkräfte, denn hier sollte „automa­tisch“ nach einem Algo­rith­mus gear­beit­et wer­den und egal wer als Eltern­teil mit beim Kind dabei ist: Es ist kein Platz für Diskus­sio­nen.

Stellt Euch vor, Ihr habt eine Panne mit dem Auto und jed­er der Fahrgäste sagt etwas anderes, was zu machen sei. Da kann es schwierig wer­den, einen Lösungsweg zu find­en.

Medika­menten­tisch im Inten­sivz­im­mer

Wähle den Familiensprecher

Für Abhil­fe kann hier die Wahl eines Fam­i­lien­sprech­ers sein. Dies ist keine neue Idee. Ich hat­te es ein­mal über einen Altenpfleger ken­nen­gel­ernt.

Die / der Fam­i­lien­sprecherIn, sei es die Mut­ter, sei es der Vater — über diesen, nur über ihr / ihm, laufen alle Fra­gen des Kinder­hos­pizes zur Pflege und Ther­a­pie des Kindes. 

Sie oder er ist das Bindeglied zwis­chen der Fam­i­lie und dem Team vom Kinder­hos­piz oder ambu­lanten Pflege­di­enst. 

Prak­tisch sieht es so aus:

  • Dem Pflegeteam wird die / der Fam­i­lien­sprecherin mit­geteilt — über ihm laufen alle ther­a­peutis­che / pflegerische Fra­gen vom Team und den Ärzten zusam­men.
  • Sind bei­de Eltern­teile im Gespräch dabei, hat das Red­erecht der Fam­i­lien­sprech­er.
  • Müssen die Eltern eine Entschei­dung tre­f­fen, dann bit­ten sie um eine Bedenkzeit, um es untere­inan­der zu klären (außer im Not­fall, sollte dies immer möglich sein).
  • Um im Not­fall keine Diskus­sio­nen zu erleben, soll­ten alle Not­fälle / Krisen erfasst und gek­lärt wer­den (ich weiß, es nicht ein­fach — bedenke hier, es ist jed­erzeit eine Änderung „des Fahrplanes“ möglich).

Die Mutter ist doch zuständig

In vie­len Fam­i­lien pflegt die Mut­ter das lebensverkürzt erkrank­te Kind. Dies ergibt sich zum Beispiel aus der tra­di­tionellen Rol­len­teilung, die in vie­len Fam­i­lien noch gelebt wird oder gelebt wer­den muss (Ehe­mann bekommt mehr Lohn als seine Frau im Job). 

Doch, nur als Tipp, kann auch der Vater hier den Part des Fam­i­lien­sprech­ers im Kinder­hos­piz oder gegenüber dem Inten­sivpflege­di­enst übernehmen. 

Durch seinen Abstand von der Pflege kann es möglich wer­den, die eine oder andere Frage struk­turi­ert­er zu erfassen und kri­tisch Rück­fra­gen stellen: Um was geht hier „wirk­lich“?

Auch gibt es ihm einen Raum zurück bei der Ver­sorgung seines erkrank­ten Kindes mitzuwirken, das Fam­i­lien­leben zu gestal­ten. Dadurch kann bei­den Eltern­teilen wieder ein Gemein­sam bewusst wer­den, wenn es um das schw­er erkrank­te Kind geht. 

Dies wäre für die eine oder andere Beziehung eine Chance: Das Paar kann dadurch wieder enger zueinan­der wach­sen — es ist gle­ichzeit­ig Beziehungspflege.