Die Kinderhospizarbeit begleitet das Leben der Familien

Wie es wirk­lich ist, ein Kind in den Tod, beim Ster­ben zu begleit­en, sei das The­ma der Kinder­hos­pizarbeit oder Pal­lia­tivmedi­zin für Kinder und…

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Wie es wirk­lich ist, ein Kind in den Tod, beim Ster­ben zu begleit­en, sei das The­ma der Kinder­hos­pizarbeit oder Pal­lia­tivmedi­zin für Kinder und Jugendliche.

Ich set­ze hier ein Break, eine Pause. Es ist ein The­ma und dazu behaupte ich, es ist nicht allein das schwierig­ste The­ma in der Arbeit für die ambu­lanten Kinder­hos­piz­di­en­ste oder Kinder­hos­pize.

Doch beurteile im weit­eren Artikel selb­st.

Emo­tion­al ist das Ster­ben und der Tod eine Kindes, dem stimme ich zu, äußerst bewe­gend und belas­tend in der Kinder­hos­pizarbeit. Es ist eine außergewöhn­liche Sit­u­a­tion, es ist ein heftiger Peak, mit Grund auch Final­phase beze­ich­net.

Diese let­zte Leben­sphase ist mit Äng­sten und Erwartun­gen gespickt. Diese sind ver­set­zt mit, dass sich das gesamte bish­erige Leben der Eltern und Ange­höri­gen zer­w­er­fen kann, in einem Chaos versinkt.

Vielle­icht beste­ht bei uns als Pro­fes­sionelle und Fre­unde der Fam­i­lie die „grus­lige“ Erwartung, dass wir die Eltern in ihrer Trauer nicht (be-)greifen kön­nen und das ihre Gefüh­le uns selb­st ver­let­zen wür­den.

Durch ihre Emo­tio­nen und Gefühlsäußerun­gen kön­nte unsere eigene (ver­drängte) Trauer ums Ster­ben im eige­nen Leben aufgezeigt wer­den. Es kön­nte und die Angst ums Leben unser­er Lieb­sten und die Trauer um unsere ver­stor­be­nen Ange­höri­gen in unseren Gedanken und Tagträu­men rück­en. Wir sind verun­sichert, ob wir dann nicht selb­st die Hal­tung ver­lieren, unsere trau­ri­gen Gefüh­le uns über­ren­nen und unsere Leben­s­pla­nung umkippt.

Ein­fach so.

Es gilt: Professionelle in der Palliativcare können die einen oder anderen „Tools“ und „Tricks“ lernen, um gut aufgestellt zu sein für diese herausfordernde Arbeit. Ein wichtiges Werkzeug ist dabei die eigene Reflexion gegenüber sich selbst, seinen eigenen Werten und Grenzen. Ein Austausch wie in einer Supervision kann äußerst hilfreich sein. Einige Kinderhospize, neben anderen Akademien, bieten dafür Fortbildungen an für die Professionellen. Aus meiner Sicht gehören deshalb auch Angehörige und Freunde in die psycho-soziale Begleitung der Kinderhospize und Kinderhospizdienste. 
Note: Aus der „gestanden“ Lebensbahn und -planung geworfen zu werden kann jeden einzelnen Professionellen passieren, die eng mit der Familie und lebensverkürzenden erkrankten Kindern arbeiten. Deshalb bedürfen Professionelle, die in der Palliativcare arbeiten, eine besondere Fürsorge von den Arbeitgebern. Damit ist es auch angemessen für eine gute Entlohnung zu sorgen, die die gesundheitlichen Krisen der Palliativarbeit abdeckt.

Das lebensverkürzend erkrankte Kind und die Geschichten der Familien

Doch die Kinder­hos­pizarbeit erzählt weitaus mehr Geschicht­en, die vor der let­zten Leben­sphase ihre Fäden spin­nt, ihre Helden und Anti­helden hat. Dabei gilt, der Haupt­darsteller ist nicht allein das lebensverkürzend erkrank­te Kind. Es ist die Fam­i­lie und das Kind.

Neben dem Leid, die schwieri­gen Phasen ein­er lebensverkürzen­den Erkrankung, welche das Kind erdulden und tra­gen muss, sorgt sich die Fam­i­lie pausen­los ums Kind. Die Fam­i­lie schul­tert Entschei­dun­gen über das Für und Wider von Leben­squal­ität, von möglich­er Lebenser­wartun­gen und den Werten eines Leben mit der Krankheit. Die Fam­i­lie muss entschei­den, wie was läuft mit dem erkrank­ten Kind, und muss über den Tod des Kindes hin­aus die Kon­se­quen­zen tra­gen.

Sie ist damit der Haupt­darsteller.

Es gilt: Wenn wir in der Kinderhospizarbeit von Familien sprechen, schließt es aus meinem Wissen heraus die Alleinerziehenden mit weiteren Kindern, getrennt lebenden Elternteile und Pflegeeltern mit ein. Selbst Großeltern oder neue Lebenspartner*innen gehören dazu. Das Hauptmerkmal ist: Alle sind eng mit dem erkrankten Kind verbunden, sei es emotional oder weil sie zusammen wohnen.

Die Geschicht­en der Fam­i­lien haben häu­fig den roten Faden, wie die Eltern bei den Krankenkassen und Ämtern um die Bedin­gun­gen kämpfen, das Leben für das Kind lebenswert zu gestal­ten. Seien es wichtige Medika­mente, die für andere Diag­nosen nur zuge­lassen sind und nicht für diese Erkrankung. Seien es Stre­its um Hil­f­s­mit­tel, sei es der Schulbe­such oder Stütze in der häus­lichen Pflege, die Sor­gen erzeugt.

Es sind die Geschicht­en, die sich um die Würde des Kindes drehen. Was ist Würde? Wer­den wir als Fam­i­lie auch gewürdigt oder worin wer­den wir nicht gese­hen? Was kön­nen wir als Fam­i­lie alles tra­gen, was kön­nen wir erlei­den und schul­tern, was uns aufge­bürdet wird?

Diese Sto­rys kom­men auch bei den unter­stützen­den Sys­teme der Kinder­hos­pize und ambu­lanten Dien­sten an.

Das Leid und Wohl des medizinischen Fortschritts

Die Medi­zin bei uns in Deutsch­land schaffte es, mehr und mehr Optio­nen zu entwicklen, schwere Erkrankun­gen zu behan­deln. Doch nicht jede Option fördert lebenswerte Momente, fördert die Leben­squal­ität.

Manche Ther­a­pi­en sind neu. Es wer­den die ersten Schritte damit gegan­gen und der ther­a­peutis­che Ansatz ist vielle­icht noch exper­i­mentell. Dabei gilt auch, es kann das Wis­sen fehlen, wie sich die Behand­lung über lange Zeit entwick­elt.

Gibt es später neue oder schwierigere Prob­leme? Wird alles gut?

Denn auch wenn wir schw­eren Krankheit­en behan­deln kön­nen, kann es nicht sofort damit über­set­zt wer­den: Wir kön­nen die Erkrankung heilen. Oder die Ther­a­pie „löst“ schwere Behin­derun­gen auf, die durch die Erkrankun­gen ent­standen sind.

Notes: Behinderung bedeutet häufig, dass etwas nicht reversibel ist, sprich, es ist eine Schädigung entstanden, die nicht rückgängig gemacht werden kann. 

In vie­len Fällen von sel­te­nen Erkrankun­gen wer­den Symp­tome, Kom­p­lika­tio­nen oder „Neben­di­ag­nosen“ behan­delt. Nicht die ursprüngliche Krankheit selb­st.

Einige Neben­di­ag­nosen sind weit­ere Krankheit­en, die durch Auswirkung der Haupt­di­ag­nose sich entwick­eln kön­nen. Zum Beispiel kön­nen bei Erkrankun­gen des Gehirns die Neben­di­ag­nosen Epilep­sie oder Spastik dazu kom­men.

Andere Neben­di­ag­nosen sind Krankheit­en, die sich durch notwendi­ge Medika­mente entwick­eln kön­nen. Zum Beispiel kön­nen Arzneimit­tel gegen Epilep­sie für Störun­gen in der Intel­li­genz, des Denkens oder der Stim­mung sor­gen.

Schnell lern­ten wir bei der schw­eren, lebensverkürzen­den Erkrankung unser­er Tochter, dass wir jede Ther­a­pie, sei es eine chirur­gis­che Oper­a­tion oder ein Medika­ment, alles Wis­sen dazu in ein­er Waagschale wer­fen müssen:

  • Was gewin­nen wir mit der Behand­lung?
  • Welche Neben­wirkun­gen dür­fen wir erwarten?
  • Wie stark sind die Neben­wirkun­gen?
  • Welche weit­eren Symp­tome oder Kom­p­lika­tio­nen kön­nen entste­hen?

Wir müssen jede Ther­a­pie abwä­gen, was seit vie­len Jahren ein Teil unser­er Geschichte ist. Wir wägen es ab gegenüber der Leben­squal­ität. Verbessert sich diese? Bleibt sie gle­ich?

Wäge es ab gegenüber den Nebenwirkungen.

Wiegen die Neben­wirkun­gen schw­er­er als die zu behan­del­nden Prob­leme? Was beein­trächtigt unser Kind mehr? Was beein­trächtigt uns und die Pflege mehr?

Wäge es ab gegenüber den Nutzen und Aufwand.

Wie schwierig wird es zum Beispiel, wenn wir ein Medika­ment auss­chle­ichen und abset­zen, um danach ein neues Medika­ment zu starten? Kann es zu schw­eren Krisen kom­men, die sog­ar lebens­bedrohlich sind?

Müssen wir für die Ther­a­pie in die Klinik? Bessert das neue Medika­ment wirk­lich die Erkrankung oder ist es nur eine Ver­mu­tung? Ist es eventuell gut, noch mal zu warten, um mehr Dat­en über die Wirk­samkeit bei anderen kleinen Patien­ten zu erhal­ten?

Junge im Feld

Das Leid und Wohl der Hilfsmittelversorgung

Viele Geschicht­en von Fam­i­lien mit einem lebensverkürzend erkrank­ten Kind drehen sich auch um die Hil­f­s­mit­tel und wer diese finanziert.

Notes: Als Hilfsmittel verstehen wir hier Produkte / Medizinprodukte, die für den Ausgleich einer Behinderung oder einer Krankenbehandlung dienen.

Für einige wird dieses Feld eine Belas­tung­sprobe, da zum einen es für die/der Ärzt*in eine ärztliche Verord­nung sel­ten sein kann. Ist das Hil­f­s­mit­tel­rezept falsch oder unvoll­ständig aus­ge­füllt, kann es eine Ablehnung des Hil­f­s­mit­tel bei der Krankenkasse bewirken.

Zum anderen kann es auch sein, dass das Hil­f­s­mit­tel­rezept beim falschen Amt abgegeben wird. Es ist zum Beispiel nicht die Krankenkasse zuständig, son­dern das Sozialamt.

Dazu gibt es noch viele Fein­heit­en mehr, die die Fam­i­lie fordern oder sog­ar über­fordern, wie sie let­z­tendlich an das begehrte Hil­f­s­mit­tel kom­men.

Die Zeit, bis das Hil­f­s­mit­tel dann da ist, kann äußerst schwierig wer­den.

Wird zum Beispiel ein Beat­mungs­gerät nicht sofort genehmigt, kann das erkrank­te Kind nicht aus der Klinik ent­lassen wer­den. Schlimm­sten­falls springt hier noch ein organ­isiert­er Kinder-Inten­sivpflege­di­enst ab.

Dies ist dann ein Dra­ma hoch Zehn. Denn ohne Pflege­di­enst kann das Kind auch nicht ent­lassen wer­den. Die Eltern müssen sich dann auf einen Dauer­aufen­thalt in der Klinik ein­richt­en.

Wer schon mal in einem Kranken­haus länger lag, weiß ver­mut­lich, was ein Kranken­hauskoller ist oder warum es sich wie eine Gefan­gen­schaft anfühlen kann.

Ein Dauer­aufen­thalt in der Klinik gefährdet die Fam­i­lie, deren gesunde und stützende Struk­tur an sich und kann zu mas­siv­en Prob­le­men bei Geschwis­tern führen.

Dis als ein Beispiel und ein Grund, warum Kinder­hos­pizarbeit im Kranken­haus starten sollte

Je schw­er­er erkrankt das Kind ist, desto höher wird häu­fig der Bedarf an Hil­f­s­mit­teln. Bei uns zum Beispiel ist es:

  • Beat­mungs­gerät
  • Sauer­stof­fkonzen­tra­tor
  • Roll­stuhl mit Antrieb
  • Pflege­bett
  • Absaug­gerät
  • Hus­ten­hil­fe
  • Windeln etc.

Je mehr Hil­f­s­mit­tel gebraucht wer­den, je mehr steigen auch die Prob­leme. Denn neben den Stellen, die die Hil­f­s­mit­tel finanzieren (zum Beispiel Krankenkasse, Sozialamt) kann es zu Stre­its zwis­chen den San­ität­shäusern / der Home­care­fir­men und den Kinder­hos­piz-Fam­i­lien kom­men.

Denn in eini­gen Bere­ichen gibt es Pauschalen, also einen fix­en Geld­be­trag für den Hil­f­s­mit­tel-Ver­sorg­er für eine Art Hil­f­s­mit­tel. Dies gilt zum Beispiel bei den Inkon­ti­nen­zhil­fen oder für die Mit­tel für einen Luftröhren­schnitt.

Eltern kön­nen dabei irri­tiert wer­den. Denn das San­ität­shaus bekommt hier häu­fig freie Hand über das, was es liefert. Das Hil­f­s­mit­tel muss nur die gle­iche Funk­tion und qual­i­ta­tiv­en Eigen­schaften aufweisen.

Erleben die Eltern, dass das gelieferte Hil­f­s­mit­tel nicht die notwendi­ge Qual­ität hat, dann stre­it­en sich die Eltern nicht nur mit der Krankenkasse, son­dern auch mit dem San­ität­shaus oder der Home­care­fir­ma.

Die Eltern müssen zusam­men mit dem Arzt dann erk­lären, warum das gelieferte Medi­z­in­pro­dukt nicht aus­re­iche. Dies belastet.

Wir hat­ten dies The­ma let­ztes Jahr beim Sprechven­til, was auf die Tra­chealka­nüle geset­zt wird für die Stimme und Ausat­mung. Dieses Jahr stre­it­en wir uns um die passende Windelver­sorgung mit der Krankenkasse, mit dem Windel­liefer­an­ten.

Das Leid und Wohl der Pflege

Der Pflegenot­stand herrscht in vie­len Teilen Deutsch­lands. Viele Kinder­hos­pize müssen sich danach richt­en und Lösun­gen find­en.

Genau­so trifft es die Kinder-Inten­sivpflege­di­en­ste oder selb­st in den Kranken­häusern erken­nt man es.

Diesen, unseren Kinder begleit­et häu­fig auch ein hoher Bedarf an Pflege­hil­fen.

Ein­mal sind es die Behin­derun­gen, die das Kind für das jew­eilige Alter unselb­st­ständig machen. Die Eltern oder Pflege­fachkräfte müssen hier die Unselb­st­ständigkeit aus­gle­ichen.

Zum anderen brauchen einige Kinder eine ständi­ge Kranken­beobach­tung, um sofort lebens­bedrohliche Prob­leme zu erken­nen und die passenden medi­zinis­chen Behand­lun­gen durch zu führen.

Zeigt sich bei den Kindern ein sehr hoher Bedarf an medi­zinis­ch­er Pflege (Behand­lungspflege) kön­nen die Eltern schnell über­fordert und verun­sichert sein und/oder das Kind hat hier­für keine Ein­sicht. Dann braucht es (weit­ere) pro­fes­sionelle Pflege­fachkräfte.

Dieser Bedarf beste­ht zum Beispiel bei der Beat­mung, bei schw­eren Schluck­störun­gen oder aktiv­er Epilep­sie.

Ein hoher Bedarf an pro­fes­sionellen Pflegekräften sorgt schnell für weit­ere Prob­leme. Denn hier fällt das Stich­wort Pflege­fachkräfte­man­gel. Je nach Region in Deutsch­land ist dieser unter­schiedlich hoch.

Erschw­erend kommt hinzu, wenn die Fam­i­lien auf dem Land leben und das es im Schnitt weniger Fachkräfte gibt für Kinder und Jugendliche. Aus­ge­bildete Krankenpflegekräfte für die Erwach­se­nen kön­nen gegenüber den jun­gen Patien­ten sehr hohen Respekt haben, so dass in dem Bere­ich nicht arbeit­en möcht­en und somit auf Stel­lenauss­chrei­bun­gen der Kinder-Inten­sivpflege­di­en­ste nicht reagieren.

Diese Last durch den Pflegenot­stand ist ein häu­figes Beratungs­the­ma in den Kinder­hos­pizen und den ambu­lanten Dien­sten. Es kann schnell zur Rat­losigkeit kom­men, da den Fam­i­lien nicht weit­er geholfen wer­den kann.

Aus Gesprächen mit ehre­namtlichen Familienbegleiter*innen erfuhr ich, wie es auch diese frei­willi­gen Helfer belastet.

Der Pflegenot­stand in den vier Wän­den der Fam­i­lie sorgt schnell für sehr schwierige Ver­hält­nisse:

  • Stich­wort Armut durch Pflege, da die Mut­ter oder Vater ihren Job aufgeben für die inten­sive Krankenpflege des Kindes.
  • Ständi­ge Über­forderung mit Äng­sten bei den Eltern durch die Krankenpflege, was zu psy­chis­chen Prob­le­men führen kann. Pflege ist eine Pro­fes­sion, die viel Wis­sen und Erfahrung erfordert und eine Aus­bil­dung voraus­set­zt. Dies lässt sich nicht durch Laienpflege „auf­holen“.
  • Ständig übernächtigte Eltern, da eine Inten­sivpflege mit Kranken­beobach­tung rund um die Uhr stat­tfind­et. Dies kann zu gesund­heitlichen Prob­le­men führen bei den Eltern.

Die Unterstützung der Kinderhospize und Kinderhospizdiensten

Die Mitar­beit­er, egal ob pro­fes­sionell oder ehre­namtlich, der Kinder­hos­pize oder der ambu­lante Kinder­hos­piz­di­enst ler­nen also schnell, dass die Begleitung von Fam­i­lien mit einem lebensverkürzend erkrank­ten Kind mehr ist als nur Ster­ben und Tod.

Sie ler­nen, dass es bei den Fam­i­lien Kon­flik­te, Krisen und schwere Äng­ste gibt, die unab­hängig sind vom Ster­ben oder dem kom­menden Tod des Kindes.

Die sich darum drehen, Zuhause eine gute Ver­sorgung des schw­er erkrank­ten Kindes zu zaubern, aufzubauen und zu gestal­ten.

Sie ler­nen, wie erwäh­nt, wie der ständi­ge Kampf um gute Hil­f­s­mit­tel die Fam­i­lie belastet oder sog­ar trau­marisiert. Jed­er Brief von einem Amt, ein­er Sozialka­sse oder Behörde kann mit einem Schreck­en ver­bun­den sein: Welche Ablehnung gibt es jet­zt?

Die Fam­i­lien brin­gen ihre Geschicht­en mit ins Kinder­hos­piz. Ihre finanziellen Sor­gen.

Wenn die Häuser und ambu­lanten Dien­sten über Jahre einzelne Fam­i­lien begleit­en, erleben sie, wie die zuvor tollen Ehen an der Last mit einem lebensverkürzend erkrank­ten Kind zer­brechen.

Es dabei den Fam­i­lien an Ressourcen und Kraft fehlt, an ihre Beziehung zur/zum Partner*in zu arbeit­en. Selb­st kle­in­ste Dinge schaf­fen sie nicht umzuset­zen. Wie auch, wenn sie ständig über­müdet sind durch die Pflege rund um die Uhr, verun­sichert sind durch die Entschei­dun­gen der Krankenkassen oder ständi­ge finanzielle Sor­gen haben.

Es gibt für die Fam­i­lien keine Pause, keinen Urlaub.

Klar, es gibt die Auszeit, die Zeit der Ent­las­tung im Kinder­hos­piz. Doch auch diese ist durch den Pflegenot­stand reduziert oder klappt nicht mehr so gut gegenüber früher.

Klar, es gibt die ehre­namtlichen Fam­i­lien­be­gleit­er der Kinder­hos­piz­di­en­ste, welche die Fam­i­lien auf ver­schieden­ste Weise unter­stützen.

Doch gibt es nicht in jed­er Region einen ambu­lanten Dienst und pro­fes­sionelle Pflege ist wiederum nicht der Job von den Ehre­namtlichen. Dies ist auch gut und richtig so.

Und doch ist es wichtig und gut, so meine Erfahrung, die Ange­bote der Kinder­hos­piz­di­en­ste oder Kinder­hos­pize für sich und der Fam­i­lie nutzen zu ler­nen.

Uns als Fam­i­lie hat dabei sehr geholfen klar zu for­mulieren, was wir brauchen und wir suchen wieder­holt bei jeden Unter­stützer die klare Antwort: Wie kön­nt ihr uns unter­stützen oder helfen? Wo zeich­nen sich die Gren­zen eures Ange­bots?

Denn zer­mür­bend sind Helfer­sys­teme, so unsere Erfahrung, für einem selb­st, wenn keine klaren Erwartun­gen mit deren Antworten darauf beste­hen.

Wir als Fam­i­lie müssen wis­sen, worauf wir uns ver­lassen kön­nen. Das andere bleibt dann eine (weit­ere) Baustelle bei uns.

Wie geht es Dir damit?

5 Dinge, welche die Entlastung im Kinderhospiz begleiten

Som­merzeit ist für viele Men­schen eine beson­dere Leben­szeit, da es die Urlaub­szeit ist. Zeit zum Aufat­men und viele leben auf diese Zeit hin,…

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Som­merzeit ist für viele Men­schen eine beson­dere Leben­szeit, da es die Urlaub­szeit ist. Zeit zum Aufat­men und viele leben auf diese Zeit hin, sparen, pla­nen und richt­en ihr beru­flich­es und / oder alltäglich­es Schaf­fen darauf aus.

Ich selb­st bin kein Fan von „Leben find­et mor­gen statt“, genau­so wenig von einem Woch­enende zum näch­sten mich zu hangeln. Vielle­icht liegt es daran, dass ich im Pflege­beruf das Woch­enende-Sein nie lernte, vielle­icht weil ich ein „Schei­dungskind“ bin mit „am Woch­enende holt dich …“.

Es gilt, meine Leben­szeit ist jet­zt und ich lernte schnell mit unserem schw­er erkrank­ten Kind: Wenn mich die Pflege, die Schmerzkrisen und schw­eren Unruhep­hasen unseres Kindes belas­ten oder sog­ar auf­fressen: Es reicht nicht aus von einem Aufen­thalt im Kinder­hos­piz zum näch­sten hinzuleben. 

Bei ein­er anhal­tenden Pflege eines erkrank­ten und / oder behin­derten Kindes braucht es im All­t­ag viele kleine Momente, die ent­las­ten und Zeit zum Aufat­men geben. 

Denn zu sagen, halte noch drei oder vier Wochen durch, dann kommt der Kinder­hos­piz-Aufen­thalt, dann fol­gt die Ent­las­tung. Das klingt toll, super. Doch und es kommt das „Aber“, was die Erfahrung lehrt:

Es ste­ht und bleibt mit jedem Aufen­thalt die Gefahr: Der Aufen­thalt im Kinder- oder Jugend­hos­piz wird kurzfristig abge­sagt, sodass keine ent­las­tende Alter­na­tive gefun­den wer­den kann. Die Zeit des Aufen­thalt­saus­falls kann sog­ar noch mehr Last auf­bauen als der „nor­male“ Pflegeall­t­ag, weil es keine organ­isierte Pflege­un­ter­stützung wie Pflege­di­enst oder weit­ere Ange­hörige gibt. 

Startet der Aufen­thalt im Kinder­hos­piz, so gibt es keine Garantie, wie gut die Ent­las­tung im Kinder­hos­piz klappt. Klar, allein schon die „Auszeit“ im sta­tionären Haus kann alltägliche Belas­tun­gen reduzieren. Wie gut ein Aufen­thalt (und nach­haltig) ent­lastet, kann von mehreren Fak­toren abhän­gen. 

I. Wie ist die Pflege

Als Punkt eins gilt, wie gut ist die Pflege oder das Pflegeper­son­al aktuell im Kinder­hos­piz aufgestellt.

Jagt ger­ade die „Som­mer­grippe“ durchs sta­tionäre Haus, dann kann die anson­sten gute Pflege auch beein­trächtigt sein. Oder es sind mehrere neuere Pflege­fachkräfte vor Ort, die ger­ade die Spiel­regeln der Pal­lia­tiv-Care ken­nen­ler­nen und die Chal­lenge „Kinder­hos­piz“ 1

II. Wie viel muss ich für die Pflege leisten

Meine eigene Ent­las­tung kann beein­trächtigt sein, wenn ich viel in der Pflege erk­lären und helfen muss oder das Per­son­al selb­st mit einar­beite. 

Dieses ist unver­mei­dlich und es ist okay. Ins­beson­dere, wenn wir länger nicht in dem Kinder­hos­piz waren oder eine neue Pflege­fachkraft bei unser­er Tochter ist. 

Es ist auch okay und passt gut, wenn wir ins­ge­samt während des Aufen­thaltes somit Zeit für uns geschenkt bekom­men, in dem unsere Tochter eine gute Pflege erfährt.

III. Kann ich mein Kind abgeben?

Vor­weg: Wie gut ich mein Kind an die Pflege­fachkräfte abgeben kann, sagt nichts über die Pflege­qual­ität des Haus­es aus. 

Es ist ein emo­tionales „Ding“, das, was im Kopf tickt, was bei mir liegt. 

Es gibt viele Tage, da kann ich unsere Tochter gut in pro­fes­sionelle Hände geben und an manchen Tag klappt dies nicht, auch zuhause. An diesen habe ich ein ungutes Gefühl. 

Ich füh­le mich unsich­er, an manchen Tagen auch ein Mix mit Trau­rigkeit, weil ich glaube, irgend­was „brütet“ sie was aus oder sie rutscht in eine Krise, die ihr Leben been­den kön­nte.

Dies kann ich in dem Moment nicht in gute Worte klei­den, kann es nicht umfassend beschreiben. Es ist ein­fach so. 

Ich weiß, es ist nicht vorteil­haft für die Profis und ver­langt Pro­fes­sion­al­ität von ihnen, dass sie es zum Beispiel nicht auf sich beziehen oder ihrer Arbeit.

IV. Andere Familien im Kinderhospiz

Eine Reise ins Kinder­hos­piz ist immer mit der Span­nung ver­bun­den, was für andere Fam­i­lien, Müt­ter, Väter oder auch Großel­tern sind mit vor Ort. 

Für einen Aufen­thalt brauche ich somit gute Gelassen­heit und Offen­heit gegenüber anderen Gästen. Es lässt sich lei­der nur sel­ten vorherse­hen, welche Fam­i­lien mit uns gle­ichzeit­ig im sta­tionären Haus sind. 

Somit kann die eine oder andere Fam­i­lie dabei sein, die einem nicht zusagt. Genau­so wie im nor­malen „Urlaub­sleben“, wenn man auf andere Gäste trifft am gle­ichen Ferienort.

Ist das Haus groß und das Wet­ter toll, dann kann ich den anderen gut aus den Weg gehen. Doch was ist bei schlechtem Wet­ter und kleinem Haus? 

Hier kann es sehr eng wer­den. Dabei hil­ft mir gute Gelassen­heit und bei schlechtem Wet­ter eine alter­na­tive Pla­nung. 

V. Eine andere Familie ist in der Krise

Fährt man regelmäßig wie wir ins Kinder­hos­piz, dann lernt man die eine oder andere Fam­i­lie bess­er ken­nen. Es wach­sen Kon­tak­te, die über die Aufen­thalte hin­aus beste­hen bleiben, auch dem Inter­net sei dank. 

Unregelmäßig trifft man die eine oder andere Fam­i­lie wieder. Dabei kann der eigene Aufen­thalt auch belastet wer­den, wenn die befre­un­dete Fam­i­lie, deren erkrank­tes Kind, während des Aufen­thaltes eine schwere Krise hat oder ver­stirbt. 

Klar, die pro­fes­sionellen Mitar­beit­er, ob die Seel­sorge oder die Sozialpäd­a­gogis­che Begleitung, geben sich viel Mühe, um best­möglich mit der Sit­u­a­tion „leben zu ler­nen“ und damit ich einen guten Weg finde. 

Klar ist mir auch, wenn solche Aufen­thalte beson­ders her­aus­fordern, so wachse ich per­sön­lich daran. Doch Ent­las­tung …

Vielle­icht kennst Du noch andere Dinge, die dich daran hin­dern, Ent­las­tung zu erfahren. Schreib Sie mir oder hin­ter­lasse es als Kom­men­tar.

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1 Im Kinder­hos­piz zu arbeit­en sehe ich als einen attrak­tiv­en Arbeit­splatz für Pflege­fachkräfte. Er zeigt nicht nur die Kom­plex­ität des Berufes auf, son­dern beweist auch deren Umset­zung. Doch gilt auch hier, diese Attrak­tiv­ität hängt auch von Arbeits­be­din­gun­gen der jew­eili­gen Träger der Kinder­hos­pize ab. 

Tag der Arbeit und die Pflegearbeit bleibt

Ken­nt die Pflege eine Pause? Nein, wenn ich als pfle­gende Eltern nicht dran bleibe, ver­schärft sich die Erkrankun­gen, das erkrank­te Kind lei­det und…

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Ken­nt die Pflege eine Pause? Nein, wenn ich als pfle­gende Eltern nicht dran bleibe, ver­schärft sich die Erkrankun­gen, das erkrank­te Kind lei­det und wir Eltern tra­gen die Last. Der Pflegenot­stand, der Fachkräfte­man­gel, erzählt mir dann noch: Denk bloß nicht, du kommst aus der Num­mer hier raus. Ein Feiertag ist wie jed­er andere Tag: ein Tag in der Pflegear­beit.

In der Pflege, wie auch in der Erziehung oder dem Haushalt, wird jeden Tag gear­beit­et. Es gibt keine Pause. Vom Haushalt kann ich eine Auszeit nehmen, in dem ich weg fahre, mich in ein Hotel ein­mi­ete, doch die Krankenpflege, sie kann ich nicht liegen lassen.

Gesunde Kinder wer­den selb­st­ständi­ger oder sie sind am Nach­mit­tag, am Woch­enende bei den Großel­tern. Unsere erkrank­te Tochter kann ich nie­man­den, der nicht in der Pflege aus­ge­bildet ist, keine län­gere oder kurze Zeit über­lassen. Dies wäre lebens­ge­fährlich für sie.

Okay, ich kann schauen, ob es einen Pflege­di­enst gibt, der die Arbeit übern­immt. Doch stellt sich die Frage, wer finanziert es und der Pflegenot­stand erk­lärt mir: Klar, mit dem Tra­cheostoma, mit der Beat­mung, da gäbe es die Inten­sivpflege bis 24-Stun­den täglich.

Auch wenn es die Inten­sivpflege gibt, viele Fam­i­lien sind trotz­dem viel Zeit ohne Pflege­fachkräfte, es ist eben Pflegenot­stand. Andere wollen auch nicht Rund-um-die-Uhr eine dritte, fremde Per­son bei sich haben.

Ja, ihnen bleibt nur die Pflicht, die Pflege selb­st zu übernehmen. Oder sie wollen es auch, da sie son­st kein Pflegegeld bekom­men, was die Fam­i­lie wirtschaftlich benötigt.

Es braucht eine Auszeit von der Pflege, dies ist mir mit 15 Jahre Inten­sivpflege zu Hause let­ztes Jahr bewusst gewor­den: Es bohrte sich eine Erschöp­fung fest in mir, die mich nach und nach auf­frisst — ich brem­ste es. Drei Dinge haben mich beson­ders gestützt:

  1. Raus aus dem Jam­mern. Es ist wie es ist und ich stelle mich der Ohn­macht, ich stelle mich mein­er Pflicht. Ich habe mich entsch­ieden, die Pflege meines erkrank­ten Kindes zu leis­ten.
  2. Med­i­ta­tion und Acht­samkeit­sübun­gen waren zuvor schon Begleit­er — es wurde ein täglich­er Begleit­er.
  3. Min­i­mal­is­mus und Fas­ten. Ich reduzierte alle Dinge, die nur Zeit kosteten ohne das es mich glück­lich­er machte. Die Fas­tent­age halfen und hil­ft mir dabei, mich auf das zu konzen­tri­eren, was ist für mich wichtig und wozu sage ich Nein.

Nur drei Dinge? Ja und nein, doch für mich gilt auch: Wenn ich etwas bei mir verän­dern will, darf ich mir nicht viel vornehmen.

Wenn ich kleine Schritte gehe und diese würdi­ge, feiere, gelingt es mir weitaus bess­er, meine per­sön­lichen Vorhaben umzuset­zen.

Pflegst Du auch ein erkrank­tes Kind? Wie erge­ht es Dir und wie bleib­st Du fit in der Pflege? Schreib es in den Kom­men­tar oder wenn es zu per­sön­lich ist, schreib mir mir übers Kon­tak­t­for­mu­lar.