Eine Sache beim Streit im Kinderhospiz

Nicht die gle­iche Mei­n­ung mit mein­er Part­ner­in zu teilen, da kann plöt­zlich einen Pflege­fehler den näch­sten jagen.  Kennst Du es auch? Dein Kind…

Cover Image

Nicht die gle­iche Mei­n­ung mit mein­er Part­ner­in zu teilen, da kann plöt­zlich einen Pflege­fehler den näch­sten jagen. 

Kennst Du es auch? Dein Kind hat eine schwere Krise, Ihr als Eltern­paar fahrt es in die Klinik und der Arzt kommt, fragt Euch aus und Ihr redet bei­de darauf los. Ihr wider­sprecht Euch, meint, diese oder jene sei gemacht wor­den.

Der Arzt will es genauer wis­sen, doch ihr seit mit­ten drin. Du meinst, gegen Fieber hil­ft immer Parac­eta­mol, dein/e Part­ner­In sagt, es sei das Ibupro­fen, was immer …

Stopp!

Es ist wichtig und es gut, wenn Ihr bei­de, Mut­ter und Vater, nah an der Behand­lung und Pflege Eures schw­er erkrank­ten Kindes dran seit und zusam­men darüber entschei­det. 

Eltern tragen eine Meinung im Kinderhospiz

Doch meine Erfahrung erzählt mir auch, sei es im Kinder­hos­piz oder beim ambu­lanten Inten­sivpflege­di­enst: Wenn jedes Eltern­teil etwas anderes über die Pflege des Kindes den Pflege­fachkräften erzählt, ver­wirrt es diese nur.

Die Pflege­fachkräfte wis­sen nicht, was ist richtig, was ist falsch. Wie soll das Kind richtig, im Sinne der Eltern, gepflegt wer­den.

Einige Pflegekräfte spiegeln die fehlende Ein­heit der Eltern wider: „Ihr Mann hat dies mir aber so erk­lärt. Bitte besprechen Sie es zuerst mit ihm. Wenn Sie dann einig sind …“

Aber nicht alle Pflegekräfte sind so taff.

Her­aus­fordernd wird eine fehlende Einigkeit der Eltern beson­ders im Not­fallplan — also dem Plan, welch­er benen­nt, wie ein Not­fall aussieht (Beschrei­bung) und wie gehan­delt wer­den soll. 

Seit ihr hier als Eltern uneins — dies verun­sichert die Pflege­fachkräfte, denn hier sollte „automa­tisch“ nach einem Algo­rith­mus gear­beit­et wer­den und egal wer als Eltern­teil mit beim Kind dabei ist: Es ist kein Platz für Diskus­sio­nen.

Stellt Euch vor, Ihr habt eine Panne mit dem Auto und jed­er der Fahrgäste sagt etwas anderes, was zu machen sei. Da kann es schwierig wer­den, einen Lösungsweg zu find­en.

Medika­menten­tisch im Inten­sivz­im­mer

Wähle den Familiensprecher

Für Abhil­fe kann hier die Wahl eines Fam­i­lien­sprech­ers sein. Dies ist keine neue Idee. Ich hat­te es ein­mal über einen Altenpfleger ken­nen­gel­ernt.

Die / der Fam­i­lien­sprecherIn, sei es die Mut­ter, sei es der Vater — über diesen, nur über ihr / ihm, laufen alle Fra­gen des Kinder­hos­pizes zur Pflege und Ther­a­pie des Kindes. 

Sie oder er ist das Bindeglied zwis­chen der Fam­i­lie und dem Team vom Kinder­hos­piz oder ambu­lanten Pflege­di­enst. 

Prak­tisch sieht es so aus:

  • Dem Pflegeteam wird die / der Fam­i­lien­sprecherin mit­geteilt — über ihm laufen alle ther­a­peutis­che / pflegerische Fra­gen vom Team und den Ärzten zusam­men.
  • Sind bei­de Eltern­teile im Gespräch dabei, hat das Red­erecht der Fam­i­lien­sprech­er.
  • Müssen die Eltern eine Entschei­dung tre­f­fen, dann bit­ten sie um eine Bedenkzeit, um es untere­inan­der zu klären (außer im Not­fall, sollte dies immer möglich sein).
  • Um im Not­fall keine Diskus­sio­nen zu erleben, soll­ten alle Not­fälle / Krisen erfasst und gek­lärt wer­den (ich weiß, es nicht ein­fach — bedenke hier, es ist jed­erzeit eine Änderung „des Fahrplanes“ möglich).

Die Mutter ist doch zuständig

In vie­len Fam­i­lien pflegt die Mut­ter das lebensverkürzt erkrank­te Kind. Dies ergibt sich zum Beispiel aus der tra­di­tionellen Rol­len­teilung, die in vie­len Fam­i­lien noch gelebt wird oder gelebt wer­den muss (Ehe­mann bekommt mehr Lohn als seine Frau im Job). 

Doch, nur als Tipp, kann auch der Vater hier den Part des Fam­i­lien­sprech­ers im Kinder­hos­piz oder gegenüber dem Inten­sivpflege­di­enst übernehmen. 

Durch seinen Abstand von der Pflege kann es möglich wer­den, die eine oder andere Frage struk­turi­ert­er zu erfassen und kri­tisch Rück­fra­gen stellen: Um was geht hier „wirk­lich“?

Auch gibt es ihm einen Raum zurück bei der Ver­sorgung seines erkrank­ten Kindes mitzuwirken, das Fam­i­lien­leben zu gestal­ten. Dadurch kann bei­den Eltern­teilen wieder ein Gemein­sam bewusst wer­den, wenn es um das schw­er erkrank­te Kind geht. 

Dies wäre für die eine oder andere Beziehung eine Chance: Das Paar kann dadurch wieder enger zueinan­der wach­sen — es ist gle­ichzeit­ig Beziehungspflege. 

6 Dinge – Bist Du bereit fürs Kinderhospiz (Teil 2)

Du bist am Lim­it. Hast, wenn Du ehrlich bist mit Dir, die tägliche Pflege über. In Dir streikt es, willst irgend­wie durch­hal­ten und…

Cover Image

Du bist am Lim­it. Hast, wenn Du ehrlich bist mit Dir, die tägliche Pflege über. In Dir streikt es, willst irgend­wie durch­hal­ten und doch über­legst Du, ob Deine näch­ste Reise auch ins Kinder­hos­piz gehen sollte.

Aus mein­er Erfahrung mit 15 Jahren Pflege zu Hause: Der Pflege auch über­drüs­sig zu wer­den, sie abzuwehren: Es ist nor­mal. Es ist auch nor­mal, wenn Dich das Kinder­hos­piz, allein schon das Wort, erschreckt.

Wenn mir das Ganze rund um die Pflege bis zum Hals ste­ht, ich kaum noch atmen kann, dann weiß ich: Ich brauche eine Auszeit. Ich brauche Ent­las­tung. Doch unser Dilem­ma ist:

  • Die Pflege vom Kind muss abgesichert sein, wenn ich ins “Aus”, in die Pause gehe.
  • Nie­mand anderes außer pro­fes­sionelle Pflege­fachkräfte kön­nen es.
  • Durch den Pflege­fachkräfte­man­gel gibt es wieder­holt offene Pfleges­tun­den beim Kind, die ich abdeck­en muss, son­st müsste es in die Klinik
  • Auch wenn ich 24 Stun­den täglich Pflegekräfte vor Ort hätte, müsste ich trotz­dem präsent sein, weil die schwere Erkrankung kom­plex ist.

Was bleibt da anderes als ein Ent­las­tungsaufen­thalt im Kinder­hos­piz, denn eine Kur oder ein Urlaub, dies kön­nen andere und ich unter diesen Bedin­gun­gen vergessen.

Und, unter uns, das Kinder- und Jugend­hos­piz ist der richtige Ort für unsere schw­er erkrank­ten Kindern. Lass Dich vom Vorurteil zum Namen “Hos­piz” nicht täuschen.

Also bist Du bere­it fürs Kinder- und Jugend­hos­piz? Im Teil 1 hat­te ich schon die ersten Punk­te für eine “Rei­sevor­bere­itung” benan­nt. Jet­zt fol­gen die näch­sten.

Du kennst Teil 1 nicht — lese ihn am besten vorher.

4. Bist Du bereit für schwierige Momente

Wir hat­ten die Offen­heit im ersten Teil ange­sprochen, die wir brauchen, damit der Aufen­thalt im Kinder­hos­piz ent­lastet. 

Zu dieser Offen­heit verbindet sich auch bere­it zu sein, dass es im Kinder- und Jugend­hos­piz schwierige Erfahrung geben kann, die uns auf andere Art belas­ten oder emo­tion­al anstren­gen kön­nen. Wenn zum Beispiel ein anderes Kind stirbt oder wenn ein Kind dauer­haft hoch fiebert und kein­er kann die Frage beant­worten: Wie endet diese schwierige Krise?

Es braucht Offen­heit, denn wir sind in dem Haus, dem Kinder­hos­piz nicht allein. Wir tre­f­fen die Eltern der anderen beim gemein­samen Essen. Wir tre­f­fen die eine oder andere Pflege­fachkraft, die selb­st, trotz aller Pro­fes­sion, anges­pan­nt wirkt. 

Öff­nung zur Ent­las­tung

Auch wenn ich keine Nähe zu der Fam­i­lie hat­te, wo das Kind gestor­ben ist, berührte es mich. Es macht mit mir etwas. 

Ich kann nicht sagen, ob ich mich darauf vor­bere­it­en kon­nte. Mir halfen dann die Gespräche mit dem Haus­per­son­al, sei es eine einzelne Pflege­fachkraft oder jemand von der Seel­sorge. Aus mein­er Erfahrung war immer jemand da, wenn ich hätte reden wollen.

Ich weiß auch, wenn wir ins Kinder­hos­piz fahren, ich bere­it bin dort schwierige Momente zu erleben. Ich weiß dabei, dass viele dieser Erfahrun­gen in der Nach­sicht mich pos­i­tiv getra­gen haben, das ich daran gewach­sen bin. 

Ich weiß auch, wenn es mir zu nah wurde, dass ich auch auf Dis­tanz gehen kon­nte. Gut ist dabei, dies auch dem Per­son­al mitzuteilen.

5. Bist Du bereit andere im Kinderhospiz einzuarbeiten

Wenn Du ins Kinder­hos­piz fährst, ist es okay, ob Du Dich den anderen Fam­i­lien vor Ort öffnest oder nicht. Klar sein sollte Dir: Damit das Pflege­fach­per­son­al Dein erkrank­tes Kind gut ver­sorgten kann, braucht  es eine Einar­beitung von Dir für die Pflege. 

Okay, Du hast zu Hause einen Pflege­di­enst und der hat einen Pflege-Über­leitungs­bo­gen geschrieben fürs Kinder­hos­piz. Warum soll­test Du die Pflegekräfte einar­beit­en? Es sind dort aus­ge­bildete Pflege­fachkräfte, die teil­weise spezial­isiert weit­er gebildet sind wie in der Pal­lia­tiv-Care oder der Inten­sivpflege.

Stopp!

Es mag gut sein und wir kön­nen oder dür­fen von einem Pflege­be­trieb erwarten, dass er die ihm anver­traut­en Kinder und Jugendlichen grundle­gend ver­sor­gen kann. 

Den Fokus set­ze ich hier auf „grundle­gend“. Mehr erwarten kann ich nicht — denn zum einen haben viele der schw­er erkrank­ten Kindern eine sel­tene, häu­fig unbekan­nte, Erkrankung mit ver­schieden­sten kom­plex­en Erschei­n­un­gen. Dazu hat jede chro­nis­che Erkrankung immer eine indi­vidu­elle Aus­prä­gung. Diese Indi­vid­u­al­ität ist bedeut­sam. Denn wird sie nicht beachtet, kann sich der Krankheitsver­lauf ver­schlechternd.

Ohne eine Einar­beitung in den indi­vidu­ellen Pflege­plan Deines Kindes bedeutet es schnell, dass die Pflege­fachkräfte aus­pro­bieren müssen, was richtig und falsch ist, um den Pflege­plan selb­st zu erar­beit­en. Die Pflege­fachkräfte kom­men nicht drumherum, ob sie es wollen oder nicht, Fehler zu machen. 

Bess­er, auch für die Leben­squal­ität Deines Kindes, ist eine Einar­beitung der Fachkräfte von Dir in den Pflege­plan. Weit­er­hin sorgt dies auch dafür, dass Du als Mut­ter oder Vater mit gutem Gefühl Euer Kind schneller der Pflege über­lassen kön­nt. 

Dazu bekommst Du einen Schatz: Über die Einar­beitung erfährst Du schnell wie die Pflege im Kinder­hos­piz „tickt“. Also auf was set­zen sie den Fokus in der Pflege, welche Arbeit­sphiloso­phie leben sie, welch­es Pflege­mod­ell wirkt in die Arbeit. 

6. Bist Du bereit im Kinderhospiz mit bei der Pflege anzupacken

Ob Zuhause, im Kranken­haus oder im Kinder­hos­piz. Über­all wirkt der Pflegenot­stand. 

In den Häusern zeigt sich, von Kinder­hos­piz zu Kinder­hos­piz, ein unter­schiedlich­es Bild. Aber Pflegenot­stand bedeutet, auch wenn ein Pflegean­bi­eter alles Stellen „ver­meintlich“ beset­zt hat, kann die Pflege trotz­dem einen Man­gel haben, zum Beispiel:

  • Fluk­tu­a­tion: Die offe­nen Stellen sind erst kür­zlich beset­zt wor­den, ein Teil des Per­son­als wird erst eingear­beit­et oder arbeit­et sich ein. 
  • Wenn Stellen erst kür­zlich beset­zt wur­den, kann es an Per­son­al mit guten Weit­er­bil­dun­gen fehlen.
  • Die Stellen wur­den mit „Ersatzkräften“ beset­zt, die jet­zt nicht die Krankenpflege-Aus­bil­dung haben, somit weit­er­hin im Lern­prozess sind und auf ihre Kol­le­gen im Dienst wegen Fach­fra­gen zurück­greifen müssen. Dies bindet Zeit.

Dadurch und eventuell durch akuten Per­son­alaus­fall kann es passieren, so unsere Erfahrung, dass wir in der Pflege mit aus­ge­holfen haben. Sprich, wir haben unser Kind wenige Stun­den bis max­i­mal eine Schicht selb­st ver­sorgt. 

Da half kein Jam­mern, son­dern vor dem Aufen­thalt im Kinder­hos­piz zu entschei­den: Gehe ich diese Bedin­gung ein, ja oder nein? 

Viel schwieriger, so hörte ich es auch von anderen Eltern, ist es, wenn die Pflege­fachkräfte sich zwar bemühen, doch die Pflege des Kindes hier und dort scheit­ert.

Dies kann ver­schiedene Gründe haben, bei dem ich mit Schuld­fra­gen nicht weit­er kam. Sie ver­brauchen Energie und hem­men eher den klaren Weg, den es dann herzustellen gilt: Liebe Pflegekräfte, wir Eltern ver­ste­hen uns zusam­men mit Ihnen als ein Team, als eine Part­ner­schaft auf Augen­höhe. Sprechen Sie mit uns, wenn sie merken, hier passt was nicht, hier in der Pflege gibt es Fra­gen, hier brauchen wir von den Eltern Unter­stützung. Nur so gewin­nen wir auch ein Ver­trauen zueinan­der und erleben eine gute Zeit miteinan­der.

Und zum Schluss

Sicher­lich, es gibt noch mehr Fein­heit­en und falls Du noch nie im Kinder­hos­piz warst — frage das näch­ste sta­tionäre Haus in Dein­er Nähe an und nutze die Chance vor dem ersten Aufen­thalt, das Haus erst mal ken­nen­zuler­nen. Alle Häuser, die ich kenne, bieten den Eltern dies an. Passt es, dann schaue sofort, wann Ihr dort zur Ent­las­tung aufgenom­men wer­den kön­nt.

Hast Du noch Fra­gen? Oder warst Du schon im Kinder­hos­piz und es war anders. Schreib mir oder hin­ter­lasse einen Kom­men­tar dazu.

Petition zur Intensivpflege bei Kindern — IntensivLeben im Interview

Der Pflegenot­stand wirkt und die Poli­tik arbeit­et an ver­schiede­nen Wegen der Lösung. Doch nicht alle Pflegebedürfti­gen kön­nten davon gle­icher­maßen prof­i­tieren. Betrof­fen wären zum…

Cover Image

Der Pflegenot­stand wirkt und die Poli­tik arbeit­et an ver­schiede­nen Wegen der Lösung. Doch nicht alle Pflegebedürfti­gen kön­nten davon gle­icher­maßen prof­i­tieren. Betrof­fen wären zum Beispiel die inten­siv pflegebedürfti­gen Kinder und Jugendlichen.

An sich gilt aber, ob die ange­gan­gen Maß­nah­men der Poli­tik wirk­sam sind, wird sich erst beweisen müssen.

Der Vere­in für beat­mete und inten­sivpflichtige Kinder und Jugendliche e.V. aus Kas­sel hat deshalb eine Peti­tion ges­tartet, damit der Pflegekräfte­man­gel auch bei den schw­er erkrank­ten jun­gen Men­schen und ihre Fam­i­lien von der Poli­tik wahrgenom­men und vom Geset­zge­ber beachtet wird. 

Wir haben mit dem Vor­sitzen­den des Vere­ins, Markus Behrendt, gesprochen über diese Peti­tion und dem Vere­in.

Frage: Ihr, der Vere­in Inten­sivLeben, habt eine Peti­tion beim Bun­destag ein­gere­icht, die sich zur Sicherung der Inten­sivpflege bei Kindern und Jugendlichen wen­det. Wie weit seid ihr selb­st damit betrof­fen?

Inten­sivLeben e.V. mit Sitz in Kas­sel berät im Raum Nord- und Mit­tel­hessen sowie in den angren­zen­den Bun­deslän­dern Fam­i­lien, deren Kinder einen inten­sivmedi­zinis­chen Pflegebe­darf haben oder von wiederkehrend lebens­bedrohlichen Krisen betrof­fen sind.

Der Vere­in ist ein inter­diszi­plinäres Net­zw­erk aus ehre­namtlich täti­gen Ärzten, Pflegekräften, Ther­a­peuten, Sozialar­beit­ern und betrof­fe­nen Fam­i­lien. Durch die ver­schiede­nen im Vere­in vertrete­nen Fach­grup­pen und eine enge Ver­net­zung mit anderen Organ­i­sa­tio­nen und Dien­stleis­tern ist es uns möglich, bedarf­s­gerechte Hil­fs- und Ent­las­tungsange­bote zu ver­mit­teln.

Vorsitzender Markus Behrendt
Vor­sitzen­der Markus Behrendt

Der Vere­insvor­sitzende und die Lei­t­erin der Beratungsstelle sind sel­ber Eltern eines inten­sivpflichtig erkrank­ten Jun­gen. In den Arbeits­grup­pen des Vere­ins engagieren sich darüber hin­aus viele betrof­fene Eltern aus der Region Kas­sel.

Frage: Der Pflegenot­stand beste­ht deutsch­landweit, zumin­d­est höre und lese ich es aus den ver­schieden­sten Regio­nen des Lan­des. Was bedeutet der Pflegenot­stand für die Fam­i­lien und der Zukun­ft der ambu­lanten Kinder-Inten­sivpflege?

Nach unser­er Erfahrung wird die Ver­ant­wor­tung für die Pflege von schw­er erkrank­ten jun­gen Men­schen, die im famil­iären Umfeld leben durch den Pflegekräfte­man­gel zunehmend in die Ver­ant­wor­tung der Eltern über­tra­gen.

Wenn Dien­stzeit­en nicht beset­zt wer­den kön­nen, sind die Fam­i­lien gezwun­gen die Pflege ihrer Kinder allein­ver­ant­wortlich zu leis­ten.

Zunehmend wer­den auch Ver­sorgun­gen von Pflege­di­en­sten voll­ständig gekündigt. Während der schwieri­gen und meist lang­wieri­gen Suche nach einem neuen Anbi­eter wer­den die Fam­i­lien oft auch über einen län­geren Zeitraum allein gelassen.

Selb­st wenn ein Pflege­di­enst die Ver­sorgung gewährleis­ten kann, machen viele Fam­i­lien die Erfahrung, dass häu­fig wech­sel­ndes Per­son­al einge­set­zt wird. Auf­grund der oft sel­te­nen Erkrankun­gen der Kinder und Jugendlichen und der sehr indi­vidu­ellen Leis­tungsan­forderun­gen in einem anspruchsvollen Arbeit­sum­feld ist für eine qual­i­fizierte Pflege jedoch eine umfan­gre­iche Einar­beitung erforder­lich.

Diese wird vom Kos­ten­träger aber in der Regel nicht finanziert und kann daher nicht immer gewährleis­tet wer­den.

Um den­noch eine bedarf­s­gerechte Ver­sorgung sicherzustellen, sind Fam­i­lien dann trotz Pflege­di­enst oft gezwun­gen, die Anleitung der stetig wech­sel­nden Mitar­beit­er zu leis­ten. Auch dadurch wer­den die Fam­i­lien anhal­tend belastet.

Da andere geeignete Ver­sorgungsstruk­turen bish­er nicht in dem erforder­lichen Umfang zur Ver­fü­gung ste­hen, ist nach unser­er Ein­schätzung ohne eine nach­haltige Stärkung der häus­lichen Pflege zumin­d­est bei einem inten­sivmedi­zinis­chen Pflegebe­darf das Über­leben der jun­gen Men­schen zunehmend gefährdet.

Frage: Die ambu­lante Inten­sivpflege ist ein Arbeit­splatz, an dem für Pflege­fachkräfte gute Bedin­gun­gen geschaf­fen wer­den kön­nen, natür­lich in Abhängigkeit mit dem Pflege­di­enst, zum Beispiel: Eine Pflege­fachkraft auf einen Patien­ten, keine Arbeitsverdich­tung und je nach Arbeit­ge­ber ein Patien­tenkind an e…

Wir haben die Erfahrung gemacht, dass bei bedarf­s­gerechter Einar­beitung, hoher Ein­satzkon­ti­nu­ität der Pflegekräfte bei weni­gen Patien­ten und enger Team­bindung der bei einem Patien­ten einge­set­zten Pflegekräfte eine hohe Arbeit­szufrieden­heit erre­icht wer­den kann.

Dies zeigt sich auch darin, dass nicht sel­ten Pflegekräfte selb­st bei einem Anbi­eter­wech­sel “ihrem Patien­ten” treu bleiben und dafür den Arbeit­ge­ber wech­seln.

Voraus­set­zung hier­für ist jedoch eine ver­trauensvolle Koop­er­a­tion zwis­chen Pflege­di­en­stleis­tern, Eltern und Pflegekräften. Der unter anderem für die Einar­beitung, Abstim­mungen und Fort­bil­dun­gen erforder­liche Zeitaufwand wird jedoch unter dem von den Krankenkassen ver­fol­gten Kos­ten­druck immer sel­tener vergütet und kann von den Pflege­di­en­sten selb­st bei viel gutem Willen immer weniger geleis­tet wer­den.

Logo des Verein IntensivLeben

Die dadurch zunehmende Unzufrieden­heit sowohl bei den Pflegekräften als auch bei den Betrof­fe­nen und ihren Fam­i­lien fördert die Abwan­derung der oft sehr hoch qual­i­fizierten ambu­lanten Pflegekräfte in andere Arbeits­bere­iche.

Frage: Es beste­ht die Idee und auch die Umset­zung, dass in der häus­lichen Krankenpflege in Höhe des Tar­i­flohnes bezahlt wird. Wie weit ist dies für die Sicherung der ambu­lanten Inten­sivpflege wichtig?

Wir begrüßen aus­drück­lich das Bemühen der Bun­desregierung, die Vergü­tung von Pflege­fachkräften deut­lich zu verbessern und dadurch die gesellschaftliche Stel­lung von Pfle­gen­den nach­haltig aufzuw­erten.

Die unter­schiedlichen Kosten­struk­turen von sta­tionären Ein­rich­tun­gen ein­er­seits und Pflege­di­en­stleis­tern im Bere­ich der häus­lichen und ambu­lanten Pflege von Kindern und Jugendlichen ander­er­seits führen jedoch nach derzeit­iger Recht­slage auch weit­er­hin zu einem deut­lichen Kostenge­fälle zwis­chen sta­tionär­er und ambu­lanter Pflege.

Die beste­hende Anforderung, die ambu­lanten Pflegekosten bei Kindern und Jugendlichen für jeden einzel­nen Patien­ten indi­vidu­ell mit der jew­eili­gen Krankenkasse zu ver­han­deln, schwächt die Leis­tungs­fähigkeit der ambu­lanten Pflege.

Frage: In der Peti­tion fordert Ihr eigene Rah­men­vere­in­barung für die ambu­lante Inten­sivpflege bei Kindern und Jugendlichen. Was ver­sprecht Ihr Euch von dieser, wenn dies umge­set­zt wer­den würde?

Wie schon beschrieben sind die Leis­tungsan­forderun­gen zur Pflege von anhal­tend lebens­bedrohlich erkrank­ten jun­gen Men­schen mit sehr unter­schiedlichen und meist sel­te­nen Erkrankun­gen außergewöhn­lich hoch.

Im Gegen­satz zu sta­tionären Ein­rich­tun­gen haben Pflegekräfte dabei im All­t­ag keine Unter­stützung durch medi­zinis­che Fachkräfte. Darüber hin­aus find­et die ambu­lante Pflege nicht nur in einem klin­is­chen Umfeld statt.

Um dem Teil­habeanspruch der jun­gen Men­schen gerecht zu wer­den, begleit­en Pflegekräfte ihre Patien­ten auch in Kindergärten, Schulen und im All­t­ag. Dabei han­deln sie in hohem Maße eigen­ver­ant­wortlich.

Im häus­lichen Bere­ich, in dem mehr als 80 % der Betrof­fe­nen leben, müssen sich die Pflegekräfte zudem in das famil­iäre Umfeld ein­fü­gen.

Diese Leis­tungsan­forderun­gen sind mit anderen Tätigkeits­feldern von Pflegekräften kaum zu ver­gle­ichen. Der beste­hende Recht­sanspruch  auf eine bedarf­s­gerechte Pflege und Ver­sorgung im häus­lichen Umfeld nach § 37 SGB V kann daher nur geleis­tet wer­den, wenn den beson­deren Anforderun­gen durch eine eigene Rah­men­vere­in­barung Rech­nung getra­gen wird.


Vie­len Dank für das Inter­view!

Hilf mit und unter­stütze die Fam­i­lie mit schw­er erkrank­ten Kindern und die ambu­lante Inten­sivpflege!

Mehr zur Peti­tion find­est Du unter: http://www.intensivleben-kassel.de/IntensivLeben/Petition.html

6 Dinge — Bist Du bereit fürs Kinderhospiz (Teil 1)

Fam­i­lien, die ins Kinder­hos­piz fahren, die laufen echt am Lim­it, da geht gar nichts, nichts mehr Zuhause. Ver­mut­lich sind es die let­zten Leben­stage…

Cover Image

Fam­i­lien, die ins Kinder­hos­piz fahren, die laufen echt am Lim­it, da geht gar nichts, nichts mehr Zuhause. Ver­mut­lich sind es die let­zten Leben­stage vom Kind.

Stopp! 

Wenn wir uns als Fam­i­lie auf­machen ins sta­tionäre Kinder­hos­piz, dann sind wir zwar anges­pan­nt, fühlen uns kraft­los. Die tägliche Pflege zu Hause zeich­net unsere Wach­heit zur Müdigkeit. Wenn es blöd läuft, dann geben wir weniger auf den anderen oder auf uns selb­st acht.

Doch sind es nicht die let­zten Leben­stage vom Kind1.

Wir sind zur Ent­las­tung im Kinder­hos­piz und wenn es gut läuft, fahren wir mit guter Wach­heit, einem Lächeln und einem Plus Acht­samkeit gegenüber uns und anderen wieder nach Hause.

Doch was braucht es, damit ein Aufen­thalt im Kinder­hos­piz klappt?  

Sechs Dinge, für die Du unbe­d­ingt bere­it sein soll­test, um auf den Aufen­thalt gut vor­bere­it­et zu sein.

1. Bist Du bere­it für die Ent­las­tung im Kinder­hos­piz

Um die „Prophezeiung“ eines Pflegeent­las­tungs-Aufen­thalt zu erfüllen, ist deine Erwartung an Dir selb­st wichtig: 

Sei bere­it die Last der Pflege dem Kinder­hos­piz abzugeben. Sei bere­it Anspan­nung in Dir loszu­lassen. 

Das klingt ein­fach und doch ist es dies nicht. Zumeist brauchen viele Men­schen, um sich von den ganzen Bal­last des Pflegeall­t­ags zu befreien, erst­mal einen Zugang zu sich selb­st.

 Und hier beißt sich die Katze in den Schwanz, wenn ich es als Bild set­ze. Die Last, der gesamte Bal­last in unserem Leben, ist wie ein schw­er­er, trau­riger und dun­kler Baum, der seine lan­gen Wurzeln durch all unser Erleben gezo­gen hat.

 Auch durch unsere Selb­st­wahrnehmung und den Zugang zu uns selb­st. 

Die Wurzeln block­ieren uns wie Schranken in unserem Weg zu uns selb­st. Doch es gilt: Sei bere­it für die Ent­las­tung. Dann ziehen sich die Wurzeln zurück und je mehr Du etwas für Dich gestal­test, Du Dich in den Arm nimmst, je mehr verküm­mert der Baum. 

Öff­nung zur Ent­las­tung

2. Bist Du bere­it, dich im Kinder­hos­piz zu öff­nen

Eine Reise ins Kinder­hos­piz set­zt voraus, dass Du bere­it bist andere, neue oder fremde Men­schen zu tre­f­fen. Fremde Men­schen, die Dir dort in dem All­t­ag helfen wollen, die Dein erkrank­tes Kind pfle­gen wollen.

Damit diese Men­schen, seien es die Pflege­fachkräfte, die Sozialar­beit oder die Hauswirtschaft, best­möglich für dich und deine Fam­i­lie sor­gen kön­nen, braucht es Deine Offen­heit ihnen gegenüber. 

Sei somit offen für neue Erfahrun­gen. Sei offen dafür, dass Pflege­fachkräfte wis­sen wollen, wie Du Dein Kind ver­sorgst. Sei offen dafür, dass andere Eltern vor Ort Euren Lebensweg ken­nen­ler­nen wollen. 

Ich weiß, hier kann ein Hemm­nis, eine Schwere liegen, die Fen­ster und Türen deines Selb­st gegenüber anderen zu öff­nen, sie hineinzu­bit­ten. Denn dafür braucht es wiederum einen guten Zugang zu dir selb­st. 

Doch pro­biere es, denn nur so kön­nen die schw­eren, tiefen Wurzeln des dun­klen Baumes, der deine Lebenslast erschw­ert, zurück­ge­hen. So kannst du wieder einen Schritt nach vorne gehen, um dich wohler zu fühlen und neue Kraft zu schöpfen. 

3. Bist Du bere­it, die Leere zu ertra­gen

Mit­ten im Aufen­thalt im Kinder­hos­piz kann es passieren, dass Du plöt­zlich Langeweile hast oder Dich leer und erschöpft fühlst. Dies ist nicht nur mir so ergan­gen, son­dern auch anderen, mit denen ich darüber sprach.

Ich nehme es als ein Mark­er, Du kannst auch Symp­tom sagen, für den Start der Ent­las­tung. Den Begriff Ent­las­tung selb­st kann ich, wie auch andere, nicht fühlen. Er ist abstrakt und er beschreibt etwas „Großes“ mit vie­len Eigen­schaften. 

Wie fühlt sich Ent­las­tung an, wäre die Frage. Es sind damit viele Gefüh­le ver­bun­den, wie frei sein, leer oder auch alles, was sich ver­steckt unter: Ich bin erschöpft. 

Die Last der täglichen Pflege Zuhause spüren viele pfle­gende Eltern oder Ange­hörige nicht ein­deutig, wenn sie mit­ten drin sind. So auch meine Erfahrung. 

Aus mein­er Sicht wirken hier noch andere Dinge auf einem ein wie Pflicht­ge­fühl, Ver­ant­wor­tung oder Erwartun­gen der Gesellschaft, der Wun­sch geliebt zu wer­den. 

Schwierig ist dies, wenn sich zu dieser Last noch Über­forderung mit „dieser“ Pflege gesellt, die Gewalt in der Pflege „erzeu­gen“ kann. 

Es ist eine logis­che Kon­se­quenz, dass pfle­gende Ange­hörige wie auch Eltern erkrank­ter Kinder psy­chis­che oder psy­cho­so­ma­tis­che Prob­leme entwick­eln kön­nen. 

Wenn wir zu Hause durch die tägliche Pflege ständig unseren „inneren“ Motor auf Höch­stleis­tung touren und wir plöt­zlich im Kinder­hos­piz diesen Motor auf Leer­lauf stellen, dann packt uns diese Leere. 

Wir müssen plöt­zlich nichts mehr schlep­pen. 

Dann erleben wir, wie aus­ge­bran­nt der Motor ist, weil wir gar nichts mehr schaf­fen. Viele erleben dann ein erhöht­es Schlaf­bedürf­nis. Vielle­icht um den Motor zu pfle­gen, neu zu schmieren.

Es ist nichts anderes. 

Kommt diese Leere, dann trage sie als ein Geschenk, was dir zeigt: Aber hal­lo, es ist höch­ste Zeit mal ein paar Gänge runter zu schal­ten. 

Fußnote:
1. Auch wenn wir es nie wis­sen, denn laut der Erkrankung kann eine spon­tane Krise schnell tödlich enden

Nur eine Unterschrift von Dir — für die IntensivPflege von Kindern

Der Pflegenot­stand krächzt und rack­ert an vie­len Eck­en in Deutsch­land sich ab; er will wach­sen und wach­sen — gibt es eine Umkehr? Für…

Cover Image

Der Pflegenot­stand krächzt und rack­ert an vie­len Eck­en in Deutsch­land sich ab; er will wach­sen und wach­sen — gibt es eine Umkehr?

Für die kleine Gruppe an zu Pfle­gen­den, den schw­er erkrank­ten Kindern und Jugendlichen sieht es beson­ders Mau aus, denn laut dem Vere­in Inten­sivleben — Vere­in für beat­mete und inten­sivpflichtige Kinder und Jugendliche e.V., nimmt die Poli­tik diese Fam­i­lien nicht wahr.

Dies zeigt sich in der aktuellen Geset­zge­bung.

Um die Ver­sorgung von schw­er erkrank­ten Kindern, die auf Inten­sivpflege angewiesen sind, sicherzustellen, braucht es ein­deutige geset­zliche Regelun­gen wie eine eigene Rah­men­vere­in­barung (unter anderem).

Hier kön­nt Ihr die Peti­tion online unterze­ich­nen: https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2019/_05/_02/Petition_94361.nc.html

Mehr Infor­ma­tio­nen gibt es (und die Dinge, um offline Unter­schriften zu sam­meln) auf http://www.intensivleben-kassel.de/IntensivLeben/Petition.html

Drei Dinge und warum Kinderkrankenpflege zu Hause unser CO2 erhöht

Dei­enn Haushalt hat­test Du früher gut im Griff, doch mit der Krankenpflege eines kom­plex und/oder schw­er erkrank­ten Kindes, da explodiert so einiges und…

Cover Image

Dei­enn Haushalt hat­test Du früher gut im Griff, doch mit der Krankenpflege eines kom­plex und/oder schw­er erkrank­ten Kindes, da explodiert so einiges und einiges geht auf Deinen ökol­o­gis­chen Fußab­druck

Da sei es zuerst die Wäsche. Viele Kinder mit schw­eren Erkrankun­gen ver­brauchen ein deut­lich­es Plus an Wäsche gegenüber gesun­den Kindern. Den Ver­gle­ich habe ich bei mir direkt zu Hause mit dem Geschwis­terkind. 

Denn ein gesun­des Kind — ab drei oder vier Jahren — braucht zum Beispiel keine Windeln wegen Urin- und Stuh­linkon­ti­nenz, die dann auch wieder­holt aus­laufen. Bei vie­len schw­er erkrank­ten Kindern oder Jugendlichen kommt noch häu­figes Fieber, Erbrechen oder Sekret auf der Klei­dung dazu, was nicht geschluckt wer­den kon­nte.

Gefüt­tert wird bei uns nicht — eine Pflege­maß­nahme, die bei anderen noch mal ein Plus an Wäsche erzeugt. 

Doch die Stomas unser­er erkrank­ten Tochter — eines in der Bauchdecke zum Magen (Gas­tros­toma) und eines in die Luftröhre (Tra­cheostoma) — sor­gen selb­st für ein Mehr an täglich­er Wäsche. 

Wie soll ich da noch mit der Wäsche hin­ter­herkom­men?

Jeden Tag gibt es min­destens eine volle Waschladung von über fünf Kilo Klei­dung & Co. wegen der außergewöhn­lichen Pflege.  Ein Trock­n­er wurde, wie für viele andere betrof­fe­nen Fam­i­lien, verpflich­t­end. Okay, ich kann die Klei­dung und Molton­tüch­er aufhän­gen — machen wir auch.

Ins­ge­samt ist klar, die häus­liche Kinderkrankenpflege ist ein Minus für unseren ökol­o­gis­chen Fußab­druck als Fam­i­lie. 

Dann die Windeln für die Inkon­ti­nenz. Bei uns sind es täglich um die sechs Stück. Da wächst unser Müll­berg und der CO2-Ver­brauch, denn Windeln sind zum einen aus Plas­tik und zum anderen ist es der Trans­port zu uns. 

Doch der Müll­berg und der CO2-Ver­brauch wächst nicht allein dadurch.

Dazu kom­men die Hil­f­s­mit­tel zum ein­ma­li­gen Gebrauch wie Spritzen oder Absaugka­theter, Beat­mungss­chläuche. Diese wer­den nach der Ver­wen­dung „ver­wor­fen“. Wohin? In den Müll, wegen ein­er möglichen Kon­t­a­m­i­na­tion.

Also das näch­ste Minus im Fußab­druck.

eine Waschmaschine
Hausar­beit und Pflege beschränkt den All­t­ag

Da bin ich macht­los? Nein, nein, so ein­fach ist es nicht, was wichtig ist. Denn ein „Aus­geliefert­sein“ in der Pflege und unserem Sein mit einem schw­er erkrank­ten Kind erleben wir schon genug. Warum hier nicht die Chance nutzen, dort etwas zu gestal­ten, wo wir die Möglichkeit haben.

1. Alles rund um die Windel

Eine gute Windelver­sorgung reduziert die Wäsche und den Müll­berg. Also schaue ich, ob die Windeln auch passend sind in der Größe — was auch aus anderen Grün­den wichtig ist. Ist die Windeln passend für die aufz­u­fan­gende Urin­menge? Dies ist Frage zwei. 

Wenn nein, dann gilt es mit dem Windel-Liefer­an­ten zu sprechen. 

Okay, wie auch bei uns in den let­zten Wochen, sind die Windel-Liefer­an­ten nicht immer bere­it eine gute Ver­sorgung sich­er zu stellen oder sage ich es anders: Die Windel-Liefer­an­ten ver­ste­hen unter ein­er aus­re­ichen­den Ver­sorgung etwas anderes, als wir es erwarten. 

Hier stießen wir schnell auf ver­schiedene Gren­zen, auch bei der Krankenkasse. Trotz­dem kon­nten wir aktuell wieder eine Lösung find­en.

2. Nutze Verbrauchsmaterialien soweit wie nötig

Spritzen, Absaugka­theter und Co. wan­dern schnell in dem Müll. Das muss nicht immer sein. Okay, wenn wir in der Luftröhre absaugen, dann braucht es immer wieder einen neuen ster­ilen Absaugka­theter. 

Also gilt für mich, für alle Ver­rich­tun­gen, bei dem ich ster­iles Mate­r­i­al brauche, schaue ich zweimal hin, ob ich jet­zt so han­deln sollte, das Kind so pfle­gen muss. Es geht schnell eine ster­ilen Katheter aus der Umver­pack­ung zu holen und dann brauche ich ihn doch nicht. 

Dinge wie Nahrungsspritzen nutzen wir solange, wie sie funk­tion­ieren.

Lei­der ist es bedauer­lich, dass einige Ver­brauchsmit­tel selb­st schnell defekt sind. 

3. Wäsche, Wäsche und nochmals Wäsche

In vie­len Fällen lässt sich der Wäscheberg, so erlebe ich es, kaum oder gar nicht reduzieren. Bei zwei Din­gen in der Pflege hat es trotz­dem geklappt:

  • eine passende Windelver­sorgung, die nur noch sel­ten aus­laufen.
  • die medika­men­töse Behand­lung des hohen Sekret­flusses 

Um hier unseren Fußab­druck nicht wach­sen zu lassen, haben wir die Strate­gie:

  • Braucht es eine neue Waschmas­chine, dann nehme eine mit sehr guter Öko­bi­lanz wie im Energie­ver­brauch. Die Energiela­bel geben hier die Infor­ma­tio­nen. Das­selbe gilt beim Trock­n­er.
  • Waschmit­tel nur soviel ver­wen­den wie nötig.
  • Möglichst erst waschen, wenn eine volle Waschtrom­mel-Ladung beste­ht.
  • Trockne erst dann mit dem Trock­n­er, wenn es nicht anders geht, zum Beispiel es ist kein Platz mehr für einen weit­eren Wäschestän­der. Das kommt bei uns vor. 
  • Beachte: Trock­n­er und Waschmaschi­nen kön­nen, wenn sie aus sind, weit­er­hin einen Stand­by-Strom ver­brauchen. Bei unserem Trock­n­er sind es 2 Watt pro Stunde. Deshalb gilt: Sie wer­den vom Strom­netz getren­nt, nach­dem sie liefen. Dies spart auch Stromkosten.

Der Bonus zum CO2-Verbrauch

Viele von euch mit schw­er erkrank­ten Kindern haben auch ver­schieden­ste Hil­f­s­mit­tel, die elek­trisch betrieben wer­den: Absaug­gerät, Mon­i­tor zur Überwachung, Pflege­bett etc.

Viele diese Geräte sind wie Lap­tops oder Fernse­her. Sie gehen nicht „richtig“ aus, wenn man sie “nor­mal” auss­chal­tet, son­dern sie gehen in den Stand­by-Modus.  

Dies kann bei Geräten, die mit und ohne Strom arbeit­en sollen, wichtig sein. Damit wird sichergestellt, dass der Akku immer voll geladen ist. Zum Beispiel bei Beat­mungs­geräten.

Doch bei eini­gen anderen Geräten ver­ste­he ich es nicht. 

Wir haben mit einem Stromver­brauchsmess­er geprüft, welche Geräte in Stand­by gehen und schal­ten sie mit einem Steck­er­schal­ter ab, wenn sie länger nicht gebraucht wer­den, zum Beispiel beim Schulbe­such.

Als schwierig sehe ich das Pflege­bett. Es ist ein klein­er Strom­fress­er laut Mess­gerät. Aktuell habe ich hier eine Zeitschal­tuhr zwis­chengeschal­tet, die nach einem Count­down abschal­tet. Glück­lich bin ich damit nicht. 

Bist Du auch an Deinem ökol­o­gis­chen Fußab­druck dran in der Pflege? Was machst Du?